Tag 21 : Eduardos Ende
Haad Yao – 3. – Koh Pha-ngan – Thailand Unterkunft
Das war ein Abend gestern. Als wir Zähne putzen wollten, begrüßte uns Eduardo im Waschbecken. Eduardo ist ziemlich groß und keiner von uns traute sich ihn zu vertreiben. Tja, und der blieb da sitzen. Zusätzlich waren mehrere große, rote Ameisen plötzlich im Bad. Die haben wir direkt gekillt. Nach denen hatten wir vor ein paar Tagen schon mal gegoogelt, weil wir am Strand auf die gestoßen sind. Die sind nicht ungefährlich. Wenn sie an einem hochkrabbeln, halten sie einen aufgrund der Körperwärme und Textur der Haut für Nahrung und beißen direkt zu. Beim Biss wird Gift injiziert. Das bekommen deren Kumpels mit und innerhalb kürzester Zeit gehen sie gemeinsam auf Angriff über. Sie beißen mehrere Tausend Male zu und mit jedem Biss wird erneut Gift abgegeben. An solchen Angriffen sind wegen der hohen Menge Gift schon Menschen gestorben. Im restlichen Bungalow haben wir nochmal kontrolliert, dass wir keine Essensreste offen haben. Dies war nicht der Fall. Was die also angezogen hat, wissen wir nicht. Die ersten 5 haben wir noch getötet. Aber irgendwie krabbelten immer 3-4 im Bad. Dazu gesellten sich noch 2 Hundertfüßer. Vielleicht lag es am Wetter. Wenn man einen Bungalow in den Subtropen bewohnt, hat mal halt mal nen Krabbeltier im Haus. Das ist an sich nicht so schlimm. Durch offenes Essen anlocken müssen wir sie aber trotzdem nicht. Gecki hat sich heute morgen wieder blicken lassen. Er saß an der Decke. Der störte uns nicht. Vielleicht futtert der das ein oder andere Krabbeltier.
Lea ist jetzt nach dem Frühstück noch mal eingeschlafen. Es scheint schön die Sonne heute morgen. Wir werden gleich ins Inselinnere fahren und einen Wasserfall besuchen. Mal schauen.
Die Fahrt mit dem Roller in den Norden der Insel ist toll. Die Straßen sind schön leer und wir haben eine herrliche Sicht auf tolle Landschaften. Der Wasserfall liegt etwas im Wald. Erst müssen wir steil einen sandigen Weg hoch und dann wieder runter. Antje trägt Lea in der Trage auf dem Hinweg. Es ist sehr steil. Nach ca. 1000 m kommt auf der linken Seite ein kleiner, wirklich klitzekleiner Wasserfall. Wir entdecken direkt daneben ein Schild: „It is not the waterfall“. Puh, zum Glück. Wahrscheinlich haben schon viele an dieser Stelle kehrt gemacht. Kurz danach kommt eine Hütte mitten im Wald. Eine ältere Dame verkauft kalte Getränke. Durchaus brauchbar nach dem Abstieg. Dann schlägt sie ein Schild auf: „Entrance waterfall 10 Baht“. Das sind nur 30 Cent, also egal. Aber nen interessantes Geschäftsmodell. Ob ihr wirklich der Wald und der Wasserfall gehören? Wir zahlen und steigen weiter hinab. Wir überqueren mehrere dicke Plastikleitungen. Diese sind mittlerweile bekannt. Das sind immer Wasser- oder Abwasserleitungen. Die liegen immer quer Beet oberirdisch. Mir kommt der Gedanke, dass ich 10 Baht dafür bezahlt habe, dass jemand den Wasserhahn aufdreht, erst dann gibt es einen Wasserfall. Wir laufen immer weiter und kommen irgendwann an einem Flussbett an. Ein paar kleine Pfützen mit einem kleinen Bach. Dieser läuft auch weiter abwärts. Aus dem kann aber kein imposanter Wasserfall werden.
Die Wassermenge reicht auch nicht zum Duschen. Schade, denken wir. Offensichtlich hat es in dieser Regenzeit nicht genug geregnet. Oder müssen wir doch noch viel weiter runter? Das ist uns dann doch nichts mit dem felsigen, nassen Weg, der steil nach unten geht. Alleine hätten wir es versucht, aber mit Lea in der Trage ist uns das zu gefährlich.
Aber wir waren hier.
Wir beschließen in den Süden zu fahren. Dort ist ein kleiner Nationalpark mit mehreren Wasserfällen. Die Fahrt dorthin ist noch besser. Wir fahren durchs Inselinnere. Blick auf die Berge und Palmenwälder. Die Straße scheint recht neu durch den Regenwald geschlagen worden zu sein. Der Anblick links und rechts ist unbeschreiblich. Alles nur grün. Vom Boden bis zum Wipfel soweit das Auge reicht. Hier sieht man dann auch mal ein paar Häuser von Einheimischen und nicht nur Resorts, Restaurants und Shops für die Touristen. Wir kommen auch an einer Schule vorbei, in der die Schüler gerade Pause haben. Gut sehen sie aus. Alle in ihren Schuluniformen.
Irgendwann kommen wir dann am Parkplatz für die Wasserfälle an. 20 Baht zahlt man hier für einen Roller. Wir sind gespannt. Der Fußweg in den Nationalpark ist auch toll und schön.
Leider gab es auch hier zu wenig Wasser. Scheinbar wird keiner der Wasserfälle aus einer Quelle gespeist, sondern nur aus dem Regenwasser, welches über die Berge abläuft. Es hat letzte Nacht ordentlich geregnet. Aber wohl nicht genug. Wieder Pech. Der restliche Anblick und die Fahrt waren trotzdem schön.
Jetzt wollen wir zu einer Bar oben auf einem Berg, dort soll es ne tolle Aussicht geben. Wir sind auf dem Weg und die Wolken werden dunkler. Antje schlägt vor, sich mal lieber irgendwo unterzustellen und zur Not die Regenjacken anzuziehen. Wir halten umgehend an einem 7/11. Ich kaufe zwei Eis und schwupp kübelte es. Jetzt bekommt auch der Wasserfall Wasser.?
Wir warten gute 30 Minuten. Es ist mittlerweile kurz vor 16 Uhr. Wir entscheiden uns nicht zu der Bar zu fahren. Lieber bei besserem Wetter. Auf dem Weg nach Hause halten wir noch an einem Stand, der Benzin für den Roller verkauft. Ein älterer Herr öffnet den Tankdeckel und kippt einen Liter aus einer Schnapsflasche in den Tank. Seine Frau kommt hinzu und entdeckt Lea in der Trage. Es ist schwer zu beschreiben, was dann passiert. Die Frau ist ganz aus dem Häuschen, zückt ihr Handy und macht erst nur von Lea ein Foto, schließlich aber noch zwei Selfies mit Antje und Lea. Lea lächelt die herzliche Dame an, was zu noch mehr Verzückung führt. Dann schaut sie sich Lea ganz genau an, bewundert ihre wohlgenährten Waden, fässt ihre Füßchen an und nimmt ihre Händchen. Sofort fällt ihr ein Kratzer an ihrem Daumen auf, den sie Antje besorgt zeigt. Sie sagt in gebrochenem Englisch, was für schöne Augen sie hat und dass sie leider kein Baby hat. Sie habe den Mann neben sich geheiratet und der könne keine Babies machen. Das erzählt sie so und lacht dabei herzlich und auch ihr Mann findet das offenbar witzig, denn auch der lacht aus freundlichen Augen. Wir verabschieden uns, Lea winkt und die beiden freuen sich. Wir fahren ins Hotel und gehen nochmal in den Pool.
Zum Abend fahren wir in ein sehr geniales Restaurant. Es war 5 Minuten entfernt. Wir saßen auf dem Boden. Auf dem Tisch stand neben Saucen, Servietten und Zahnstochern auch ein Mückenschutzspray. Es gab eine große Vorspeisenplatte mit verschieden Dips und frischen Pitabroten. Ich liebe die Dinger, wenn sie frisch gemacht sind. Die sind so schön einfach und gut. Dann gab es das Yogi Lunch Set mit einer Suppe, einem Gemüsetopf mit Reis, einem Salat und nochmal Pitabrot mit Tahini. Super. Als Dessert bestellten wir ein Kokoseis und eine Schokokugel. Als Getränke noch Cola, Minzwasser und zwei Tees, welche sehr nach Zimt schmeckten, aber sehr lecker waren. Wir waren übersatt, es war fantastisch und kostete heute mal knapp 30 €.
Zurück im Hotel haben wir Lea bettfertig gemacht. Nachdem sie noch eine halbe Stunde rumtoben durfte, hat Antje sie (und sich selbst) in den Schlaf gestillt. Ich habe am Laptop zu tun gehabt, als mir plötzlich an der Wand schon wieder Ameisen auffielen. Wieder die großen, roten. Schnell beendete ich ihr Leben und schaute ins Bad, da sie ja zuletzt von dort zu kommen schienen. Ich wurde fündig. Aber nicht nur Ameisen, sondern auch Edurdo, die große Kakerlake, hatten sich zu einem Sit-in im Bad versammelt. Den Ameisen konnte ich schnell den Garaus machen, aber an Eduardo traute ich mich nicht heran. Der schien das zu merken und spazierte nun vom Waschbecken hin zu dem Händehandtuch. Ich war unschlüssig, was nun zu tun ist. Antje regte sich im Bett, offenbar geweckt von dem Licht im Bad und meinem unruhigen Hin- und Hergelaufe. Sie wird ausgesprochen ungern geweckt und so erklärte ich ihr die Misere mit Eduardo, der nun eventuell in unserem Handtuch versteckt saß. Antje, noch immer unbegeistert von der nächtlichen Störung, nahm das Handtuch und schüttelte einmal kräftig. Aber Eduardo hat das kommen sehen und sich kurz zuvor bereits an die Wand gerettet. Beim Anblick der geweckten und nicht gerade fröhlichen Antje entschloss er sich nun doch zur Flucht. Er flitzte die Wand hinunter auf den Fußboden und wollte aus dem hellen Licht im Bad in Richtung Schlafzimmer, das ja dunkel war, da Lea dort schlief. Antje, noch immer das Handtuch in der Hand, hinderte ihn mit einem beherzten Schlag daran und Eduardo lag kurzfristig bewusstlos auf dem Rücken. Der kurze Knockout reichte, um ihn unter einem Glas festzusetzen. Er erwachte und fand sich gefangen in einem gläsernen Käfig wieder, in dem er nun wütend im Kreis die Wände auf und ab flitzte. Mit Hilfe des Pappkartons von Leas Reiskeksen konnte Eduardo nun nach draußen befördert und über die Brüstung der Terrasse geleitet werden. Ob er dieses Manöver überlebt hat, ist nicht überliefert, aber der Familienfrieden ist bei Familie Kaiser wieder eingekehrt.
Heute zurückgelegte Distanz:
Entfernung: 4,1 km; Schritte: 5643