Tag 63 : Rollerunfall

Ubud – 3. Bali – Indonesien Unterkunft

Heute haben wir, nach der Fahrerei von gestern, keine Lust auf Unternehmungen. Das Einzige, was wir heute erledigen müssen und wollen, ist etwas einzukaufen. Das werden wir nach Leas Mittagsschlaf in Angriff nehmen.

Vormittag

Nach dem Aufstehen spielen wir auf der großen Terrasse und der Freifläche davor. Dann gehen wir in den Pool. Man soll ja nicht mit vollem Bauch schwimmen gehen, deswegen gehen wir vor dem Frühstück. Danach gibt es die tägliche Portion Müsli. 🙂

Nach dem Frühstück haben wir weiter auf der Terrasse gespielt. Allmählich scheint Sonne auf die Treppe und erwärmt diese. Es kommt zwar mal eine Wolke, die Fliesen der Treppe werden aber trotzdem so heiß, dass wir Lea dort nich spielen lassen können. Sie lässt sich erstaunlich gut davon abhalten… ohne Gemecker.

Mittags wird sie von dem vielen Rumgelaufe auf der Terrasse müde.

Ich nutze die Zeit, um nach eventuellen zukünftigen Unterkünften zu suchen. Entweder auf der Insel Nusa Lembongan oder dem in Ortsteil Sanur von Denpasar auf Bali. An beiden Stellen soll das Meer ruhig sein. Ob die Strände schön sind, wissen wir natürlich trotzdem nicht. Wieviel Schatten es wo gibt sieht man erst, wenn man da ist. Wir freunden uns mit dem Gedanken an, wegen des überall fehlenden Schattens nicht den ganzen Tag am Strand verbringen zu können, sondern eher ab 16 Uhr ans Meer zu fahren, weil dann Schatten nicht mehr zwingend erforderlich ist.

Außerdem stellen wir uns gerade selber die Frage, wie wichtig uns das Meer ist, und ob wir dafür eine nicht so tolle Unterkunft oder die Umgebung einer lauten, dreckigen und warmen Stadt in Kauf nehmen wollen. Viel Grün um einen herum fühlt sich um Längen angenehmer an, als durch die Betonwüste zu laufen. Dies wäre sicher in Sanur der Fall.

Wir vertagen die endgültige Entscheidung, da Lea wach ist. Nun können wir gleich einkaufen fahren.

Nachmittag

Wir entscheiden heute viel Gemüse im Supermarkt zu kaufen, um heute und morgen mal selbst zu kochen. Wir haben nun extra lange Bohnen mit 50 cm Länge, besonders große Möhren von 30 cm Länge und mindesten 6 cm Durchmesser, außerdem Kartoffeln, Süßkartoffeln, Sprossen, Austernpilze, Tomaten und Gurke. Dazu noch Pilz-Sojasauce, Kokosmilch, Curry, Salz und Pfeffer. Damit sollte sich was machen lassen. Als Beilage noch einmal Reis und Nudeln. Dann noch Knoblauch, Limetten, eine Viertel Melone und Jackfruit. Jackfruit finde ich mittlerweile echt lecker. Gut, das sage ich zu jedem Obst hier. Aber Jackfruit habe ich frisch noch nicht in Deutschland gesehen. Nur abgepackt und verarbeitet, als „Fleischersatz“.

Auf dem Rückweg halten wir beim Obsthändler. Der hat auch viel Gemüse. Das haben wir vorhin nicht gesehen, sonst hätten wir auch hier welches kaufen können. Jetzt packe ich unseren Beutel wirklich bis oben hin mit Obst voll. Äpfel, Birnen, gelbe Mangos, Bananen, Drachenfrucht, Ananas, Maracuja und Orangen. Dazu noch Tempeh und zwei Blumenkohl. Für den Berg zahle ich 10 €. Knaller.

Mit dem Obst wird es lecker Frühstück, Smoothie und Saft geben. In unserer Küche gibt es nämlich einen Mixer. Letztens hatten wir einen Orangen-Limetten Saft. Der war sehr lecker oder mal wieder einen Mango-Kokos-Smoothie. Mal sehen.

Wir haben auch noch deutsches Brot gekauft. Stand drauf. Wie immer im Ausland ist jedes Brot so weich wie Toastbrot. Eines war etwas fester. Das gibt es vielleicht morgen zum Mittag. Wir haben noch Hummus, Tomaten, Knoblauch und Avocado. Das sollte auch was werden.

Wir bekommen den Nachmittag auch noch rum mit Spiel und Spaß auf der Terrasse und im Pool. Parallel geht es ans Abendessen zubereiten. In den Pool gehen wir aber zusammen. Wir stellen bei Lea starke Rötungen im Bereich der Windel an den Oberschenkeln fest. Die Windeln fallen auch viel zu groß aus, deswegen sind wir eh unzufrieden. Jetzt lösen die super teuren „bamboo nature“ eine Reaktion auf Leas Haut aus. Die können wir so nicht weiterverwenden. Also werde ich neue kaufen fahren. Mir ist der Begriff „nature“ nicht klar. Die Dinger sind auch komplett aus Plastik. Schön verarscht.

Das Unheil nimmt seinen Lauf

Nun fahre ich um 17:45 Uhr noch mal zum Supermarkt. Irgendwie verfehle ich die Einfahrt und fahre dran vorbei. Ein Stück dahinter kommt ein Parkplatz, auf dem ich wenden kann. Ich muss nun auf die gegenüberliegende Fahrspur einscheren. Ich schau auf den Verkehr in meine Fahrtrichtung. Alles frei. Auf der vor mir liegenden Spur kommt auch nichts von rechts. Also fahre ich los. Irgendwie habe ich den Roller nicht gesehen, welcher in diesem Moment direkt vor mir auf den Parkplatz will. Ich versuche auszuweichen, treffe ihn aber am Hinterrad. Das schlägt mir den Lenker nach links. Da ich rechts nicht loslasse, ziehe ich unbewusst automatisch am Gashebel, da ich scheinbar irgendwie meinen Arm überstrecke. Was genau passiert ist, ist mir nicht weiter klar. Ich weiß nur, dass ich leicht Gas gegeben habe und dann rechts vom Roller abgestiegen bin und dieser auch nach rechts fiel.

Sturz

Ich habe mich mit Händen, Armen, Beinen und Kinn auf dem Asphalt abgebremst. Beim Aufschlag merke ich, dass mir vom Backenzahn etwas abgebrochen ist. So ein Mist, denke ich. Ich hebe den Roller hoch und schiebe ihn an den Rand, um mich zu sortieren. Dann schaue ich nach dem anderen Fahrer. Er mustert seinen Roller. Nun merke ich, dass ich meinen Sitz vollblute. Scheinbar blute ich am Kinn. Ich lege Rucksack und Helm ab und suche ein Taschentuch. Ich denke mir, dass ich nur die kleine Wunde stille und dann geht’s weiter.

1. Versorgung

Dann kommen ein junger Indonesier und eine junge Indonesierin angelaufen, um nach mir zu sehen. Ich sage, mir geht’s gut. Sie rennt plötzlich los und kommt mit Tüchern und antiseptischer Salbe wieder. Dann sehe ich, dass beide Knie, mein rechter Ellenbogen und meine linke Hand sehr aufgeschürft aussehen. Sie tupft eifrig auf mir rum. Dann rennt sie noch mal los und holt mehr Tücher und Alkohol, um meine Wunden zu reinigen. Ich meine, dass ich dies zu Hause kann, aber nein nein, sie lässt sich nicht abhalten. Mittlerweile habe ich mein Taschentuch am Kinn drei Mal gedreht und erneuert, weil ich hoffte, es hört auf zu bluten, wenn ich drücke. Weiter reinigen beide meine Wunden. Ich bin sehr erstaunt von dieser Hilfsbereitschaft. Ich bin sicher auch noch etwas benommen vom Sturz. Dann frage ich, ob mein Kin noch stark blutet. Als sie die Wunde sehen, meinen sie ich muss ins Krankenhaus.

Noch mal Mist

Keine Minute später schiebt sie meinen Roller auf ihr angrenzendes Grundstück und er fährt mich zur nächsten Klinik. Sie ist keine 5 Minuten entfernt. Zum Glück ist es gerade leer und ich bin sofort dran.

Direkt hinter der Eingangstür ist auch schon die Glastür zum Behandlungsraum und schwupp liege ich auf der Liege. Sofort werden alle meine Wunden gereinigt. Die Ärztin sagt mir, dass sie mich lokal betäuben und nähen muss. Da beschließe ich, Antje eine Nachricht zu schreiben, was bis jetz im Eifer des Gefechtes noch nicht geschehen ist. Ich bin auch noch nicht lange von zu Hause weg, deswegen macht sie sich wahrscheinlich noch keine Sorgen. Das ändert sich natürlich mit meiner Nachricht. Da ich beim Zahnarzt schon öfter ohnmächtig wurde bei einer lokalen Betäubung, dachte ich mir, schreibe ich mal. Könnte ja sein, dass ich dann plötzlich länger hier liege. Im Nachhinein fällt mir ein, dass ich nicht geschrieben habe, in welcher Klinik ich bin.

Es läuft aber alles glatt. Ich werde mit 5 Stichen genäht, bekomme ein riesiges Pflaster und fertig bin ich. Das Pflaster soll alle zwei Tage gewechselt werden, bis in 7 – 10 Tagen die Fäden gezogen werden können. Nun muss ich noch ein paar Fragen beantworten bezüglich Allergien und Versicherung. Ich bekomme noch Antibiotika. Bin ich kein Fan, aber eventuell ist es sinvoll bei den Wunden. Ich werde in Indonesien wohl nicht diskutieren.

Währenddessen machte sich Antje Sorgen und versuchte schon mehrfach anzurufen. Mein Telefon ist fast immer lautlos, um Lea nicht zu wecken. Zufälligerweise bemerke ich einen Anruf, da ich meine Nummer der Ärztin gebe. Ich kann Antje beruhigen, dass es mir gut geht. Ich muss für die 14 Antibiotoka Tabletten 400 k IDR (25 €) und die Arztleistung 950 k IDR (60 €) bezahlen. Nach knapp 30 Minuten bin ich wieder draußen und fühle mich gut versorgt.

Der Indonesier, welcher mich hergefahren hat, wartete noch auf mich. Da war ich überrascht. Er fährt mich zu sich zurück. Ich will mit meinem Roller nach Hause fahren. Das will er nicht. Seine Freundin fährt meinem Roller und ich werde von ihm gefahren. Dabei merke ich, dass mein Handgelenk ganz schön schmerzt. Das ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen.

Das dritte Mal Mist

Es ist anstrengend, mich am Roller festzuhalten. Die Ärztin hat mich gefragt, da war ich aber der Meinung, dass mit meinen Händen alles ok ist. Wahrscheinlich noch etwas der Schock.

Auf jeden Fall fährt mich das Pärchen nach Hause. Sie wollten nichts dafür haben, war mir auch komisch ihnen Geld aufzuschwatzen. Sie machten dies gern.

Ich rollte unseren Roller auf unser Grundstück. Irgendetwas klappert vorn, aber das schaue ich später.

Antje bringt gerade Lea ins Bett. Ich setze mich auf unsere Terrasse und realisiere, dass meine Hand ganz schön schmerzt und in der Bewegung nach links eingeschränkt ist. Nachdem Lea schläft, erzähle ich Antje alles. So ein Mist.

Jetzt muss Antje kochen. Meine linke Hand ist nicht belastbar. Noch dazu habe ich an beiden Händen noch Wunden. Es tut mir leid tun.

Antje zaubert eine riesige Gemüse-Nudel-Pfanne. Die hat mir gefallen. Auch wenn da die Proteine fehlten :-). Wie sollen denn da meine Wunden heilen?

Danach sitzen wir und schreiben Blogs der letzten 2,5 Tage, ich mit einer Hand am Handy den von heute. Antje die von gestern und vorgestern.

Murphy

Jetzt fängt auch noch meine Nase an zu laufen. Was für einen Streich spielt mir denn mein Körper jetzt? Warum bekomme ich um 21:00 Uhr plötzlich Erkältungssymptome? Egal, es ist warm und ich, also wir, schreiben weiter. Wat mut, dat mut.

Gegen 23:00 Uhr haben wir keinen Bock mehr. Wir bauen eine Barriere aus Kissen im Bett, damit Lea bei Antje liegen bleibt und nicht zu mir gerobbt kommt. Wenn sie nachts Brummkreisel spielt, kann man auch mal einen Zeh in der Nase haben. Das wäre heute mal nicht gut mit meiner frischen Wunde am Kinn.

Nachdem die beiden sich sortiert haben, merke ich, dass ich jetzt ohne Decke bin. Toll. Also muss ich nochmal raus und in einem der Nachbarschlafzimmer eine mopsen. Trotzdem habe ich die ganze Nacht Halsschmerzen und eine schmerzende Hand. Wenigstens schmerzen die anderen Wunde nicht.

 

Heute zurückgelegte Distanz:

Entfernung: 1,1 km; Schritte: 1526

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