Tag 5 : Ab in den Norden – mit dem Nachtzug 1. Klasse
Heute verlassen wir Bangkok und fahren in den Norden nach Chiang Mai. Die Stadt wird als kulturelle Hauptstadt Thailands bezeichnet. Wir sind gespannt.
Aber noch sind wir in Bangkok. Das Hotelzimmer müssen wir erst bis 12 Uhr geräumt haben, also haben wir viel Zeit zu frühstücken und dann zu packen. Nun packen wir das erste Mal unsere Rucksäcke. Naja, eigentlich das zweite Mal. Beim ersten Mal musste alles rein, was nicht mit in den Flieger darf. Jetzt kann so gepackt werden, dass man unterwegs an alles rankommt. Mal sehen wie gut das später geht.
Resüme zum Hotel. Für uns ist es ok gewesen. Die Lage war gut, sodass wir die Altstadt schnell und kostengünstig errreichen konnten. Frühstück war ok. Abendessen im Hoten war gut und in den umliegenden Straßen sehr tailändisch. Es war wenig Tourismus zu spüren. Das Hotel heist iSanook.
Kurz vor 12 verlassen wir das Hotel und laufen zum Hauptbahnhof von Bangkok. Google sagt, wir laufen 20 Minuten, naja mit Lea in der Trage, zwei zusätzlichen Daypacks unterm Arm, Trekkingrucksäcken auf dem Rücken und 30 Grad werden es vielleicht 21 Minuten. Ich denke nach über 30 Minuten haben wir es geschafft.
Ich habe das Bild eines Bahnhofes im Kolonialstil im Kopf und meine Erwartung wurde erfüllt. Eine große Wartehalle mit ein paar Bänken, viel Platz in der Mitte, wo viele auf dem Boden sitzen. An den Seiten ein paar Geschäfte. Hinter der Wartehalle sind die Gleise, es ist ein Sackbahnhof. Angeblich starten und enden alle Züge Thailands hier. Es ist reges Treiben an den Gleisen. Viele Obsthändler stehen mit ihren fliegenden Ständen da, dann ein paar Stände mit Snacks und ein paar Friseure die nur mit einem Stuhl und einer Schere auf Kundschaft warten. Ein paar Snacks haben wir uns auch besorgt. Was genau es ist, wissen wir noch nicht. Vieles sieht nach Nüssen aus, welche gebrannt sind. Womit die gewürzt sind, ist aber nicht eindeutig. Wir denken, dass es ein paar süße Sachen und ein paar deftige sein dürften.
Da wir nun noch etwas Zeit haben laufen wir zu einer veganen Restaurantempfehlungen von HappyCow. Bis jetzt war fleischlos zu essen nicht ganz so einfach. Selbst Tofugerichte sind mit Schweinefleisch gepimpt. In dem Streetlokal haben wir ganz gut gegessen und noch eine Tüte Snacks mitgenommen. Die sahen so ein bisschen wie NicNac’s aus. Es stellte sich heraus, dass es sehr knusprige Kugeln waren mit einem netten Ingweraroma und einer kräftigen Schärfe im Abgang. Wir fanden sie toll. Sie futterten sich später im Zug so weg.
Der Weg zurück streifte wieder Chinatown, welches auch am Sonntag super voll war. Es war voll, aber wir hatten Zeit.
Wieder am Bahnhof angekommen chillten wir uns auch ein bisschen in die Wartehalle.
An der Foodmeile am Rand ließen wir uns noch warmes Essen einpacken, damit wir im Zug was zum Abendessen haben. Der Zug ist ein Nachtzug. Er startet um 18:10 Uhr und soll um 7:15 Uhr da sein. Was es an Abendbrot zu essen gibt, wissen wir nicht. Also lieber vorsorgen.
Wir haben nun auch beschlossen, nach 3 Nächten wieder zurückzufahren. Dann aber 2. Klasse. Die Tickets dafür haben wir gerade erworben. Wir fahren wieder nachts, da es leider nicht anders ging, nach Bangkok zurück und dann am Tag von Bangkok nach Surat Thani. Wir hoffen, dass das sicher auch eine schöne Strecke wird.
Um 17:30 Uhr können wir unser 1. Klasse Abteil betreten. Ein Abteil für uns allein. Zwei bequeme Sitze, zwei bequeme Liegen, ein eigenes Waschbecken, jedes Bett mit Fernseher ausgestattet und einer Livekarte, wie im Flugzeug, wo von man gerade ist. Sieht erstmal super aus. Unsere Rucksäcke passen bequem unters Bett. Nach wenigen Minuten haben wir uns häuslich eingerichtet. Beine hoch und ich denke, hier kann man es 13 h aushalten. Lea ist mega aufgedreht und stellt das gesamte Abteil auf den Kopf, inspiziert jeden Winkel und reagiert ausgesprochen uneinsichtig auf ein „Nein“. Nach ca. 30 Minuten sind Mama und Papa total fertig, weil sie nun zum wiederholten Male den Mülleimer ausgeräumt und vom Sitz gesprungen, auf den Tisch und in das Waschbecken gekrabbelt ist. Mama versucht Lea mit guter Milch ruhigzustellen, was für den Moment erfolgreich ist. Für diese 750 km / 13 h Strecke habe wir insgesamt 90 € bezahlt. Kann man mal machen, dachte ich. Die Rücktour mit einem etwas älteren Zug und 2. Klasse kostet nur 45 €, auch ein kombinierter Sitz/Liegewagen. Die 650 km / 8 h nach Surat Thani dann nochmal 40 €. Also durchaus preiswert.
Aber ich schweife ab. Später kam noch ein Bediensteter vorbei und wollte unsere Betten aufbauen. Also frisches Laken, Kissen und Decke beziehen. Leider wollte Lea gerade schlafen gehen, das hatte Vorrang und ich musste ihn wegschicken. Die Decken und Kissen wollte ich natürlich haben, also musste ich die Betten doch selber beziehen. ?
Kurz danach änderte Lea ihre Meinung. Von der ungewohnten, neuen Umgebung ist so aufgeregt gewesen, dass sie wie wild im Abteil rumkrabbelte und kletterte. Gegen 21:30 Uhr hatte sie dann keine Lust mehr und wir starteten einen neuen Einschläferungsversuch bei ausgeschaltetem Licht. Dieses Mal klappte es und sie schlummerte friedlich ein. Dann durften Mama und Papa ihr kaltes Abendessen vom Bahnhof genießen. Kalter Reis mit kaltem Gemüse. Juhu. Zum Glück hatten wir ja noch ein paar Leckerlies vom Bahnhof. Eines ist sehr erwähnenswert.
Es ist schwarz und sieht von außen gezuckert aus. Es ist offenbar eine getrocknete Frucht. Diese ist süß. Dazu entfaltet sich eine salzige Säure im Mund, die zu einem süßsauren Geschmack wird. Am Ende kommt noch eine gewisse Schärfe, die dann bleibt. Verrückt. Echt alles dabei.
Bangkok hat schon ein sehr eigenes Flair, ob sich dieses in anderen thailändischen Städten wiederfinden lässt, weiß ich natürlich noch nicht. Ohne Kinder kann man diese Stadt besser genießen. Die Anzahl an Bars, Restaurants und Straßenimbissen sucht seines gleichen. Das nächtliche Flair lässt sich nur erahnen, wenn man mit Baby unterwegs ist. Aufgrund der Erfahrungen aus anderen Städten würde ich aber sagen, dass es sicher viel Spaß macht, wenn man sich Orte abseits der Mainstream Touristenrouten sucht. Dann kann man bestimmt viele nette Abende mit neuen Eindrücken erleben. Mit Baby erlebt man in solch einer Metropole natürlich nur die Stadt am Tag, was ja vorher klar war. Bangkok gab mit nicht mehr und nicht weniger als ich erwartet habe. Es sollte der Einstieg in Thailand sein und zum aklimatisieren und antijetleggen dienen. Das hat geklappt.
PS: Der Zug ist eindeutig für Asiaten entworfen. Das Bett ist gerade 1,90 lang und die Türen 1,80 hoch. Auf dem Weg zum WC und zurück, kann man sich 3 Mal den Kopf stoßen. Muss man nicht, aber man kann, wenn man will, wie ich.
Heute zurückgelegte Distanz:
Entfernung: 6,1 km; Schritte: 9199