Tag 39 : Der erste Tag in Singapur

Die Nacht war nicht besonders gut. Meine Nase ist dicht und Lea hat wieder sehr unruhig geschlafen. Sie wacht fast stündlich auf, meckert im Halbschlaf und dreht sich wie ein Brummkreisel. Dass das Bett nur 1,40 m breit ist, sorgt dann dafür, dass auch ich Spaß habe. Antje bekommt sie nur mit Stillen wieder beruhigt, sie scheint in der Nacht eine Menge zu verarbeiten zu haben. Oder ein Schub? Oder die Zähne? Was auch immer es ist, es ist anstrengend.

Der Tag beginnt um 7:00 Uhr. Nach der Nacht fühlen wir uns beide wie verkatert. Morgendliche Kuscheleinheit, Badsession, danach Frühstück vorbereiten. Es soll Porridge mit Kokosmilch geben, dazu Papaya und Birnen aus China. Die Vorbereitungen werden immer wieder von Leas Gemotze unterbrochen. Sie hat so gar keine Lust zu spielen und ist sehr quengelig. Irgendwie bekommen wir es aber hin, Frühstück für sie und uns zu machen, nur leider hat Frau Floh auch keinen Appetit und schmiert den Brei aus dem Mund in die Hände und von dort an alles Erreichbare. Antje hat genug. Sie beendet das Essen für sie und wäscht Lea. Dann essen wir. Die Kokosmilch schmeckt nicht besonders, die Papaya ist überreif, die Birne schmeckt nach nichts. Heute läuft es nicht so. Wenigstens die Nussmischung oben drauf ist ganz gut.

Wir entscheiden Gas zu geben, um möglichst schnell aus dem Haus zu kommen, damit Lea noch ein bisschen schläft. Das sah dann so aus, dass wir gegen elf abmarschbereit waren. Unser Ziel sollten die „Gardens by the bay“ im Süden sein, ein riesiger Park nahe dem Marian Bay Sands, der auf künstlich aufgeschüttetem Gelände angelegt ist, einige Attraktionen zu bieten hat und der Erholung der Singapurer dienen soll. Um dorthin zu gelangen, müssen wir mit der Bahn fahren. Der Kauf der Tickets stellt kein Problem dar. Verkehrssprache ist Englisch und diese Stadt ist komplett auf Touristen ausgelegt. Alles ist gut beschriftet und ausgeschildert. Dieses Mal gibt es eine Karte, mit der man die Drehkreuze passieren kann. Am Zielbahnhof angekommen stolpern wir als erstes wieder mal in ein Einkaufscenter. Dieses ist offenbar auf reiche Touristen ausgelegt, denn es hat nur Designerläden. In der Mitte gibt es einen großen Pool. Man kann sich ein Boot mieten und damit durch das Center rudern, vorbei an Michael Kors, Breitling, Bugatti, Chanel, Versace,…. Lea schläft vor lauter Aufregung ein.

Nach ein paar Minuten reicht es uns und wir folgen den Schildern in Richtung „Gardens by the bay“. Der größte Teil des Geländes kann kostenfrei besucht werden. Wir kaufen KombiTickets, mit denen man in die Gewächshäuser kommt und den Shuttle-Bus nutzen kann. Dafür zahlen wir 46 $ pro Person, das sind knapp 30 €. Als erstes geht es in den neu errichteten „Floral Fantasy“, ein Gewächshaus voller Blumen. Als wir das Gebäude betreten, wird Lea schlagartig wach. Sie ist sichtbar erstaunt über die vielen Farben und den Blumenduft. Man fühlt sich, wie in einem riesigen Blumenladen.

Der Eingangsbereich hat der Jahreszeit entsprechend das Thema Herbst. Es gibt tausende Blumen.

Lea kommt aus dem Staunen nicht raus, schaut einfach nur hin und her und traut sich nicht mal, die vielen Blumen anzufassen.

Am Ausgang wird man durch einen Geschenkartikelladen gelotst und schließlich landet man bei den Toiletten. Die sind eine Erwähnung wert. Bei den Frauen gibt es an den Türen vier unterschiedliche Bilder: Mensch sitzend auf der Toilette, Frau mit Kind, älterer Mensch und Mensch hockend über einer typisch asiatischen Toilette (Loch im Boden). Auf der Mutter Kind Toilette gibt es an der Wand eine Art Kindersitz, auf dem man sein Kind festschnallen kann, sodass man selbst ungestört zur Toilette gehen kann. Für das Kind gibt es dann noch eine Sitzverkleinerung, damit Mutter und Kind die selbe Toilette benutzen können. Für den älteren Menschen gibt es eine Toilette mit mehr Platz. Außerdem gibt es einen Stillraum mit Couch und einen großen Raum zum Wickeln. Sehr bedürfnisorientiert.

Weiter geht es zum Shuttlebus, der uns zur nächsten Attraktion bringt: Den „Flower Dome“. Hier herrscht trockenes, mildes Klima und man kann entsprechene Pflanzen sortiert nach Kontinenten bestaunen. In den einzelnen Beeten gibt es immer noch etwas Kunst zum Thema. Lea schaut sich Figuren aus „Alice im Wunderland“ an.

Hier eine ungewöhnliche Kaktusart.

Und hier ein Bottletree, der in sehr trockenen Gebieten wächst und in seinem „Bauch“ Wasser speichert, wie ein Kamel.

Es ist 13:00 Uhr und Hunger kommt auf. Da man nirgends essen und trinken darf, ohne mit Geldstrafe belegt zu werden, suchen wir nach einer Alternative. In dem Gewächshaus gibt es ein Restaurant. Bestimmt teuer, denken wir. Naja, was sollen wir machen. Wenn wir das Gewächshaus verlassen, um was zu essen, kommen wir nicht wieder rein. Also setzen wir uns und bestellen einen Tee, einen Kaffee bzw. vierfachen Espresso, ein Risotto mit Spargel für Antje und gebratenen Kürbis mit grünen Bohnen für mich. Je Gericht sind das 20 $, also gute 13 €. Als das Essen dann kommt, sind wir etwas enttäuscht. Das reicht ja nicht mal für den hohlen Zahn.

Zugegeben sieht es super aus und schmeckt auch. Aber satt werden wir nicht.

Für 40 € werden wir aber nun die nächste Stunde überstehen.

Wir schlendern noch ein bisschen durch Palmen, Orchideen und Rhododendron und verlassen dann diesen gut besuchten Ort. Draußen gibt es noch ein Eis und ein paar Scheiben Brot, die wir als Proviant dabei hatten. Lea bekommt auch noch was zu trinken. Außerdem wärmen wir uns auf nach dem stark klimatisiertem „Flower Dome“. Nun geht es zum „Cloud Forrest“, einem weiteren Gewächshaus. Hier wird ein Berg und dessen Vegetation nachgebildet, dessen Spitze bis in die Wolken reicht. Man fährt mit einem Fahrstuhl bis in den 7. Stock und kann dann Etage für Etage nach unten gehen und dabei die dort vorkommenden Pflanzen entdecken.

Ganz oben finden sich dann zum Beispiel die fleischfressenden Pflanzen. Solche Trichter kennt man aus Filmen, die im Dschungel spielen.

Diese Venusfliegenfallen sind sicher die bekanntesten, fleischfressenden Pflanzen.

Zwischendurch wurde feiner Wassernebel gesprüht, um die Wolken nachzuahmen.

Das Imitieren der Natur ist wirklich großartig gelungen. Es ist kaum zu beschreiben, was für eine Atmosphäre dort vermittelt wird. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt.

Auf einer Etage dann plötzlich dramatisch traurige Musik. Ein dunkler Raum, in dem an mehreren Stellen an der Wand kurze Filme mit Untertitel laufen. Es geht um Umweltzerstörung, Abholzung, um den Abbau fossiler Energieträger, um CO2 Ausstoß, um Artensterben, um Ausbeutung, um Wilderei aus Gier, die Zerstörung von Lebensräumen für Tierarten,… . Sehr emotionale und aggressive Konfrontation mit dem, was im Moment in unserer Welt passiert. Im nächsten Raum dann eine riesige Leinwand. Darauf läuft ein Film, der zeigt, was passiert, wenn wir weitermachen, wie bisher. Unten läuft ein Zeitstrahl, rechts die Anzeige der Temperatur der Erderwärmung und dazu dann die drohenden Wetterphänomene und deren Folgen. Wirklich sehr eindrucksvoll und beängstigend. Im folgenden Raum hängen an der Wand Schilder mit kleinen Tipps, was jeder Einzelne tun kann, um etwas nachhaltiger werden. Es fängt an mit Stoffbeuteln, statt Plastiktüten und endet bei weniger Fleischkonsum. In Summe richtig gut gemacht. Nicht anklagend, sondern eher aufklärend und mit Lösungsvorschlägen.

Am Ausgang dann noch ein wirklich cooles Kunstwerk aus einem Baumstumpf mit Wurzelwerk.

Inzwischen ist es 16:30 Uhr. Unser nächstes Ziel sind die Super Trees, bepflanzte Stahlgerüste in Baumform mit bis zu 50 m Höhe. Es gibt auch einen Skywalk, um zwischen den Bäumen entlangzugehen, aber das muss nochmal extra bezahlt werden und die Schlange ist echt lang. Da haben wir dann doch keine Lust mehr drauf. Also schauen wir sie uns nur von unten an, was auch schon sehr eindrucksvoll ist.

Aus dem darunterliegenden Park hat man auch eine schöne Sicht auf Marina Bay Sands, einem weiteren Wahrzeichen Singapurs. Wir wollen versuchen abends nochmal herzugehen, denn dann ist alles schön beleuchtet.

Unser Selfie des Tages recht erschöpft mit einer schlafenden Lea…

Es wird Zeit für den Heimweg. Wir kaufen uns jetzt ein 3 Tage Touristenticket, dann können wir alle Bahnen und Busse verwenden und müssen nicht vor jeder Fahrt ein Ticket kaufen. Es kostet pro Person 20 S$, also ca. 13 €. Das ist ok.

In der Nähe unserer Unterkunft in Little India gibt es einen vegetarischen Inder, den wir zum Abendessen ausprobieren.

Das Essen war lecker und reichlich, der Preis wieder ziemlich hoch. Singapur ist eben eine der teuersten Städte der Welt und nach all dem günstigen Essen der letzten sechs Wochen, versetzt es uns schon immer einen kleinen Stich, wenn die Rechnung kommt.

Zuhause gibt es dann noch die abendliche Duschroutine und nachdem Lea um 21:00 Uhr schläft, lassen wir den Abend in Ruhe ausklingen.

 

Heute zurückgelegte Distanz:

Entfernung: 8,4 km; Schritte: 12200

2 Kommentare

  • In Singapur hatte ich damals meine 1. Durian Frucht probiert und ich finde die lecker. Klar, der Geruch ist sehr gewöhnungsbedürftig und nicht jedermans Sache 😀
    Die Stadt hat sich seitdem gewaltig verändert und wenn ich mal wieder in Asien weile, muss ich unbedingt noch mal hin.

    • Wir haben in Thailand getrocknete Durian probiert und wenn man den Geruch überwindet, schmeckt sie. Trotzdem finde ich es ziemlich eklig, wenn ich auf der Straße plötzlich über diesen Geruch stolpere. Nicht umsonst ist die Durian in jedem Hotel, AirBnB oder öffentlichem Verkehrsmittel verboten ?
      Oh ja, Singapur ist wirklich schön. Ein bisschen wie aus einem science fiction Film.

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