Tag 44 – Tra Su
Gestern ging es spät ins Bett, also lassen wir es heute ruhig angehen. Gegen 7:00 werde ich wach und werfe einen Blick aus dem Fenster. Gestern Abend konnte man nichts mehr erkennen, umso schöner ist der Ausblick heute Morgen. Wir sind direkt am Wasser, sehen schwimmende Häuser und vorbeifahrende Schiffe.
Erst gegen 9:00 geht es zum Frühstück. An der Rezeption frage ich nach einem Roller, der etwa 15 Minuten später da ist. Wir essen in der Zwischenzeit. Viel ist nicht los. Entweder waren alle früher dran als wir, oder es gibt nicht viele Gäste. Zurück im Zimmer wird heute besonders sorgfältig gecremt, denn hier gibt es sehr viele Mücken und Dengue ist ein Thema. Unser erstes Ziel ist eine Wäscherei, anschließend wollen wir einen Touranbieter aufsuchen, um eventuell eine Fahrt auf dem Fluss zu machen. Leider ist das Büro verschlossen und es gibt die Nachricht, dass man nur per Mail erreichbar ist. Roland schreibt also und wir überlegen, was wir nun machen. Nachmittags wollen wir nach Tra Su, einen Mangrovenwald. Dafür ist es jetzt noch viel zu heiß. Das Klima ist unangenehm. Es fühlt sich schwül warm an und das drückt auf den Kreislauf. Jetzt zur Mittagszeit möchte man nicht draußen sein. Ich finde auf die Schnelle einen buddhistischen Tempel mit Elefanten am Eingang und denke, dass das Lea gefallen würde. Also fahren wir dorthin, machen ein paar Fotos und bekommen eine Stunde rum.
Wir sitzen noch einen Moment im Garten, um nach einem Supermarkt zu suchen, bei dem wir Wasser und ein paar Snacks bekommen, denn auf richtiges Mittagessen haben wir keine Lust. Währenddessen wird Lea von zwei Frauen beobachtet, angesprochen und angelacht. Schließlich wedeln sie mit einer Waffel und versuchen sie damit anzulocken. Lea lässt sich darauf ein, holt sich die Waffel und lässt sich kurz von der Dame in den Arm nehmen. Auch die zweite Dame möchte eine Umarmung, aber Lea hat keine Lust mehr. Um ihr weitere Aufdringlichkeiten zu ersparen, machen wir uns auf zum Roller. Der will aber nicht anspringen, auch nicht als wir bergab rollen. Er rollt uns aber zumindest bis zu einem Supermarkt, bei dem wir Kekse, Getränke und Eis kaufen. Damit setzen wir uns in den Schatten neben unseren Roller. Sogleich kommt ein Mann herbei und bringt uns drei Stühle. Sein Kumpel und er sitzen am Geschäft nebenan und beobachten Lea neugierig und lächeln sie immer wieder an. Inzwischen hat sie sich daran gewöhnt, dass sie überall für Aufsehen sorgt und lässt sich Kleinigkeiten, wie übers Haar streicheln oder in die Wange zwicken, gefallen. Sie winkt und lächelt zur Freude der Anderen immer mal wieder auch zurück, wenn wieder jemand laut: „Baby, Baby“ ruft. Zeit sich auf den Weg zu machen. Der Roller springt immer noch nicht an, aber es gibt noch einen Tretmechanismus. Der Herr, der die Stühle bereitgestellt hat, eilt sofort zur Hilfe, bringt den Roller zum Laufen und zeigt uns dann noch den Weg, um nach Tra Su zu kommen. So hilfsbereit und nett.
Die Fahrt ist dann mal wieder unfassbar schön und die ganzen Eindrücke lassen sich schwer in Fotos oder mit Worten darstellen. Zunächst geht es eine Straße entlang. Links und rechts sind Häuser, die, wenn man genau hinsieht, nach hinten raus auf Stelzen stehen. Vorn geht’s zur Straße und nach hinten schaut man in die Tiefe auf den Fluss. Einige dieser Häuser sind Coffeeshops. Davon gibt es unzählige in dieser Region und in vielen von denen gibt es keine Stühle, sondern nur Hängematten, die in Reih und Glied nebeneinander hängen. Das sieht sehr gemütlich aus. Immer wieder lächeln uns die Menschen an, rufen „Hello“ und winken.
Nach einer Weile biegen wir links ab. Hier liegt der Fluss links von uns und rechts sind Reisfelder und Häuser, ebenfalls auf Stelzen. Auf dem Fluss sind kleine Boote und am Rand immer wieder auch kleine Hütten, die während der Mittagszeit Schatten spenden. wir fahren und fahren und ich kann mich nicht satt sehen.
Aber irgendwann kommen wir an unserem Ziel an und kaufen Tickets, ohne so richtig zu wissen, was uns erwartet. Es ist immer noch unerträglich heiß. Wir holen uns ein Getränk, setzen uns in den Schatten und stärken uns mit Keksen. Ein paar Hunde leisten uns Gesellschaft und hoffen wohl auf einen Krümel. Lea und ich erstehen noch zwei Fächer, die uns gerade sehr gut tun. Wir laufen den Weg, der gesäumt ist mit Orchideen, Gummibäumen und anderen bunten Pflanzen, entlang zum Wasser, wo wir in ein Boot steigen, das uns durch die Mangroven paddelt. Ein bisschen erinnern die Kanäle an den Spreewald. Wir sehen Lotusblumen und allerlei Vögel, die sich auf den Seerosen oder in den Bäumen aufhalten.
Nach etwa 30 Minuten sind wir wieder am Bootssteg und steigen aus. Nun gibt es noch die längste Bambusbrücke der Welt zu begehen. Na, ob das wirklich so stimmt? Es ist schön, es ist grün, aber es ist auch so heiß.
Am Ende der Brücke angekommen, haben wir genug für heute. Wir gehen zum Roller und navigieren zu einem Restaurant fürs Abendessen. Lea schläft nach wenigen Minuten ein, verschläft sogar den Besuch bei der Tankstelle und wird erst 45 Minuten später am Restaurant wieder wach. Ich werde während der Fahrt ganz wehmütig und richtig traurig, denn in zwei Tagen verlassen wir dieses Land mit seiner wunderschönen Natur, dem großartigen Essen und den immer freundlich lächelnden, fleißigen und hilfsbereiten Menschen. Ich würde am liebsten noch länger bleiben. Wir essen sehr lecker vietnamesisch, holen noch die Wäsche ab und fahren dann ins Hotel, Dreck, Schweiß und Mückenschutz abwaschen.