Tag 59 – Brille und Meer

Eigentlich wollten wir den Vormittag heute wieder am Pool verbringen. Da Lea aber gestern bei einer zu impulsiven Umarmung Rolands Brille beschädigt hat, geht es heute erstmal zum Optiker. Frühstück gibt es auf dem Zimmer und gegen 9:30 sitzen wir bereits auf dem Roller Richtung Norden. Unterwegs fahren wir an überdachten Elefantenställen vorbei. Vielleicht halten wir auf dem Rückweg nochmal, um sie aus der Nähe anzusehen. Der Optiker öffnet erst um 10:00, also ist Zeit für einen Besuch in einem großen Supermarkt. Wir brauchen Kaffee und Lea unbedingt neue Malblätter. Sie malt, bastelt, schnippelt und klebt noch immer täglich allerlei Kunstwerke. Leider gibt es keine Blöcke, dafür ein liniertes Heft, das besser ist als nichts. Wir kommen noch an einem zweiten Supermarkt vorbei, in dem wir Melone und auf Leas Wunsch riesige Karotten kaufen. Nun aber zum Optiker. Reparieren lässt sich der Brillenrahmen nicht, also muss eine neue her. Roland klärt zunächst, ob die Brille in zwei Wochen in einer anderen Filiale abgeholt werden könnte. Die Optikerin lässt sich die Adresse der Unterkunft geben und sagt zu, sie dorthin zu schicken, sobald die Brille fertig ist. Hoffentlich klappt das. Ein paar Minuten später ist ein neues Gestell gefunden und die Sehstärke wird neu bestimmt. In der Zwischenzeit probieren Lea und ich auch ein paar Modelle und Lea verliebt sich in eine rosa-violette Blaufilterbrille. Sie sieht zuckersüß damit aus und will sie aufbehalten, bis Roland fertig ist.

Der kommt schließlich wieder und staunt über Leas Brille. Irgendwie fällt der Satz, dass sie sie ja vielleicht kaufen kann. Ich weiß nicht, wer das in den Raum geworfen hat, aber Lea ist nun Feuer und Flamme und in Gedanken gehört sie bereits ihr. Da kommen wir ohne Diskussionen und Tränen nicht mehr raus und nach einigen weiteren Vermessungen an Roland für seine neuen Gläser, bezahlt er schließlich neben seiner Brille auch das schicke rosa-violette Modell für Lea. Alle sind happy.

Auf dem Rückweg kommen wir bei den Elefanten vorbei und halten. Drei Holzquadrate, vielleicht 25 qm, in denen die riesigen Dickhäuter stehen. Schnell wird klar, dass man rechts von ihnen geviertelte Ananas kaufen kann, um sie zu füttern. Wir nähern uns, beobachten und bestaunen diese schönen Tiere. Sie wirken alt und traurig, einer lässt seinen Rüssel einfach schlaff auf dem Boden liegen, sie haben keine Stoßzähne mehr und es scheint, als wären es vielleicht Elefanten im Ruhestand. Über die Ananas freuen sie sich und lassen sich dafür bereitwillig berühren. Ohne Ananas sind wir für sie aber uninteressant. Lea möchte auch füttern, aber ich erkläre ihr, dass wir das finanziell nicht unterstützen dürfen, da es sonst ewig so weiter geht. Solange Geld fließt, bleiben sie eingesperrt, oder es werden immer neue besorgt.

Sie gibt sich geschlagen und plant dann auf dem Rest des Weges eine Unterkunft für Elefanten mit Auslauf, Essen und allem, was dazu gehört. Wir sprechen noch darüber, wie wichtig Familie für die Tiere ist, dass sie tote oder verschwundene Familienmitglieder lange betrauern und welche Parallelen es bei solch einem Szenario in unserer Famile bedeuten würde. An einer weiteren Stelle kommen wir vorbei, wo auf zwei Elefanten jeweils zwei Touristen mit einem Elefantenführer sitzen und durch die Mittagshitze reiten. Es macht mich traurig, dass es so viele Menschen gibt, die das für ein tolles Erlebnis halten. Ich hoffe sehr, dass das irgendwann aufhört.

Wir stellen unsere Einkäufe ab und fahren zum Mittagessen ins Tofu Kitchen. Es gibt Papayasalat, Pomelosalat und Käsenudeln. Dann machen wir Mittagspause auf dem Zimmer. Lea schaut Serie, wir schreiben Blog und buchen Transporte. 15:30 soll es nun heute endlich auf‘s Meer gehen.

Lea hat keine Lust und es bedarf einiger Überredungskunst sie zum Eincremen und Losgehen zu bewegen. Aber schließlich lässt sie es über sich ergehen und wir gehen nach unten. Der Mitarbeiter, welcher die SUPs und Tretboote verwaltet, ist ziemlich lustlos, teilt uns mit, dass es keine Kajaks gibt. Dann nehmen wir eben ein Tretboot. Erst auf Nachfrage schlendert er in einen Raum mit Rettungswesten, denn ohne die wollen wir mit Lea nicht raus. Auf dem winzigen Tretboot findet auch der Rucksack mit Schnorchelausrüstung Platz. Wir paddeln los. Auf Maps habe ich gesehen, dass eine der vorgelagerten kleinen Inseln einen kleinen Strand hat, an dem man vermutlich mit dem Boot anlanden kann. Die Insel ist etwa 1,5 km entfernt, sieht aber gar nicht so weit entfernt aus. Das täuscht. Mit Sonne und Strömung von vorn, sind wir ca 45 Minuten beschäftigt, ehe wir den Strand erreichen.

Wir steigen aus und fühlen uns wie auf einer einsamen Insel gestrandet. Schnell das Schnorchelzeug auf den Kopf und rein ins Wasser. Sofort schwimmen schwarze und schwarz-gelb gestreifte Fische um uns herum. Die Strömung ist recht stark, drückt aber gegen das Ufer, sodass nah am Strand keine Gefahr besteht, weggetrieben zu werden. Etwa 20 Minuten beobachten wir die Fische, bevor wir uns auf den Rückweg machen, denn die Sonne wird bald untergehen. Der Rückweg fühlt sich leichter an, da wir nicht mehr gegen sondern mit der Strömung treten. Hinter uns geht die Sonne langsam unter.

Als wir am Strand ankommen, geben wir das Boot ab und gehen zum Zimmer, um uns mit Mückenschutz einzuschmieren. Langsam kommt Hunger auf. Die Wäsche muss abgeholt und für morgen ein zweiter Roller besorgt werden. Im Restaurant sind wir die einzigen Gäste, was kein gutes Zeichen ist. Erst bekommen wir die Fleischkarte ( in einem Restaurant, das als vegetarisch/vegan betitelt und eingetragen ist), nach offensichtlicher Verwunderung dann eine weitere ohne Fleisch. Wir bestellen Obstsmoothies, Pommes, Reis und Gemüse. Das kommt nach weiteren 30 Minuten. Alles schmeckt, wie in sehr altem Fett gebraten und ich frage mich, wo all die positiven Bewertungen für diesen Laden herkommen. Da wir Hunger haben, essen wir trotzdem, aber wenn es heute Nacht Durchfall gibt, werden wir uns nicht wundern. So schlecht gegessen haben wir in unserer Zeit in Asien noch nie.

Dann fahren wir Richtung Süden, die Wäsche abholen, zum Supermarkt und zum Rollerverleih. Morgen wollen wir auf die andere Seite der Insel in die Mangrovenwälder und die Tour ist fast 40 km lang. Das ist zu dritt auf einem Roller nicht angenehm. Mit zweien ist das sicher besser zu schaffen. Der Abend endet auf dem Balkon.

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