Tag 34 : Nothing to do
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Nachdem der Tag gestern irgendwie sehr anstrengend war und der Abend gestern auch nicht besonders gut lief, weckte uns Lea heute mit Gebrabbel und breitem Grinsen, woraufhin die dunklen Wolken sofort verzogen. Die morgendliche Kuschelsession lässt wirklich alles andere unwichtig erscheinen. Wir stehen auf, trinken einen Kaffee und machen uns ein „Gute Laune Frühstück“. Es ist noch Schokomilch da und die kommt jetzt ins Porridge. Oben drauf gibt es Melone und Banane und zu guter Letzt noch ein paar Nüsse und Trockenfrüchte, die wir gestern gekauft haben.
Beim Frühstück überlegen wir, was wir heute machen wollen. Auf dem Plan stand eigentlich ein Ausflug mit dem Bus in den östlichen Teil der Stadt. Dort gibt es noch ein paar Tempel anzuschauen. Nach den Erfahrungen von gestern, streichen wir das aber. Wir beschließen den Tag heute ganz entspannt anzugehen.
Nach dem Frühstück gehen wir los.
Die erste Station soll die Wäscherei sein. Da es morgen weitergeht, wollen wir nochmal waschen lassen. Leider ist in der Wäscherei niemand anzutreffen, der unsere Wäsche haben will. Nach ein paar Minuten Warterei geben wir auf, holen nebenan noch 2 Flaschen Wasser und gehen zurück zur Unterkunft. Dort gibt es nämlich eine Waschmaschine, an die wir uns aber noch nicht rangetraut haben. Nun müssen wir aber wohl oder übel. Also schnell das Handbuch im Internet gesucht und gefunden, Wäsche oben rein, 40 l Wasser dazu und dann das längste verfügbare Programm gestartet, das die Maschine hergibt. 8 Minuten waschen, 2 x spülen und 4 Minuten schleudern. Die Maschine ist also ganze 50 Minuten beschäftigt und wir nutzen die Zeit, um uns Mittag zu holen.
Jetzt aber wirklich.
Wir gehen zu dem Buffetrestaurant, das wir am ersten Tag neben dem Bioladen entdeckt haben. Auf dem Weg dahin kommen wir wieder an der großen Markthalle vorbei. Dieses Mal werfen wir einen Blick hinein und sehen Unmengen Gemüse, Gewürze, Hülsenfrüchte und Tofu.
Wer kauft das alles? Oder wo wird das weiterverarbeitet? Die Restaurants, die wir bisher hier gesehen haben, verkaufen alle das Gleiche – Nudeln mit Hühnchen, Schwein oder Babytintenfischen, dazu Mungbohnensprossen. Kein weiteres Gemüse. Im Internet war zu lesen, dass das ein sehr bekanntes, typisches Gericht hier in Ipoh ist und dafür extra Touristen kommen. Dann gibt es noch ein chinesisches Geschäft neben dem nächsten, welche alle exakt den selben Süßkram verkaufen. Eventuell liegt unsere Unterkunft in einer Touristengegend. Hotels gibt es einige. Wo das ganze Gemüse nun landet, werden wir wohl nicht mehr erfahren. Raus aus der Markthalle, ein Mal über die Straße und zum Obsthändler unseres Vertrauens. Diesmal entscheiden wir uns für toll aussehende Drachenfrüchte und Bananen.
Weiter geht es zum Restaurant.
Dort machen wir uns drei Dosen mit Nudeln, Gemüse und Seitan voll. Auf dem Weg nach Hause besuchen wir noch einen der vielen chinesischen Läden und kaufen dort eine Pomelo und feine Haferflocken für Lea. Pomelos scheinen gerade Saison zu haben, denn sie hängen wirklich an jedem Geschäft. Wir sind gespannt, wie sie schmeckt. Bisher war ja die Erfahrung, dass das Obst hier um Längen besser schmeckt, als Zuhause. Die Verkäuferin fragt noch, ob wir sie gleich essen wollen. Etwas verwundert über die Frage, sage ich nein. Wollte sie mir die Pomelo etwa schälen? Das wäre ja toll, denn Pomelo ist immer müßig zu schälen. Aber nun nach Hause und Lea zum Mittagsschlaf hingelegt. Die Wäsche ist inzwischen fertig gewaschen, oder besser gesagt einmal durchgespült. Es gibt noch ein Trocknerprogramm, welches die Wäsche für 90 Minuten mit kalter Luft bepustet. Das starte ich mal. In der Zeit können wir dann was essen.
Sehr lecker war das, nachdem es in den letzten Tagen nicht ganz so tolles Essen gab. Essen ist schon ne Leidenschaft bei uns. Wenn es nichts Gutes gibt, leidet auch schnell mal die Stimmung. Wie gestern, als es nur diese komischen, süß gefüllten Teigklumpen zum Mittag gab und zum Abendbrot wieder Instantnudeln. Das ist nix auf Dauer. Heute also war alles in Butter. Wir hatten noch nicht ganz aufgegessen, da plapperte es aus dem Nebenzimmer. Lea war wieder wach und hatte keine Lust weiterzuschlafen. Nun gut. Was fangen wir nun mit dem Nachmittag an? Gerade fängt es wieder an, wie aus Eimern zu schütten.
Wir stehen zu dritt auf dem Balkon und schauen dem Regen zu. Zurück im Wohnzimmer setzen wir uns an den Tisch, um die Pomelo zu probieren. Beim Schälen fühlt sie sich recht fest an. Geschmacklich ist sie dann echt nicht toll. Sie schmeckt, als wäre sie noch nicht reif. So sollte das sicher nicht sein. Vielleicht hat die Verkäuferin deswegen gefragt, ob wir sie gleich essen wollen? Eventuell hätte sie noch eine Weile liegen müssen, bis sie richtig reif ist. Vielleicht hätte die Verkäuferin eine andere gegeben, wenn ich ihre Frage mit „ja“ beantwortet hätte. Egal. Wir spielen mit Lea und sprechen über den morgigen Reisetag. Es geht mit dem Zug nach Kuala Lumpur. Um elf müssen wir hier raus, um zwölf fährt unser Zug. Wir brauchen Proviant. Mehr als olle Kekse gibt es hier nicht und ob es am Bahnhof was gibt, ist ungewiss. Antje schlägt vor einfach mehr Porridge zu kochen und davon was mitzunehmen. Tolle Idee. Zum Glück haben wir zwei Plastikdosen dabei. Ich habe Lust auf over night oats mit Mango, Antje will Kokosmilch. Also müssen wir nochmal los. Zurück in den chinesischen Laden, aber der hat keine Kokosmilch. Die Verkäuferin gibt uns den Tipp, in einer Shoppingmall zu schauen.
Dort finden wir einen großen Supermarkt. Die Auswahl an Obst und Gemüse ist riesig und ich bekomme Lust, etwas zu kochen. Bevor es heute Abend wieder nur was gibt, worauf wir keine Lust haben. Ich packe frisches Gemüse ein, Nudeln und zwei Mangos. Kokosmilch finden wir und eine Gewürzmischung für die Soße. Das erste Mal, dass wir Babynahrung in einem Geschäft sehen. Für Lea kaufen wir Obstbrei für die Haferflocken. Zu guter letzt gibt es doch tatsächlich zum ersten Mal Sojajoghurt. Davon packe. Wir auch noch zwei mit win. Der Weg nach Hause führt vorbei an einer Schule, hohen Palmen und einer tollen Aussicht auf die umliegenden Berge.
Einen Papayabaum haben wir auch das erste Mal gesehen.
Zuhause angekommen mache ich mich ans Kochen und Antje bespaßt Lea.
Nach nun 5 Wochen endlich mal wieder selbst kochen ist auch toll. Es wird eine Nudel-Gemüse-Pfanne geben in einer Kokos-Masala Soße. Die Voraussetzungen sind nicht die Besten. Kein Brett, kein großes Messer und kein Trinkwasser aus der Leitung. Es ist schon eine Umstellung, alles mit gekauftem Wasser in der Küche zu erledigen. In Spanien haben wir das auch immer gemacht. Jetzt bin ich sicher auch vorsichtiger und mein Bauch empfindlicher als der der Malayen. Das erhöht den Aufwand. Es gibt nur eine Pfanne und einen Topf. Also alles geplant nacheinander anbraten. Das ist aber eher weniger das Problem.
Nebenbei bereite ich schon mal die over night oats für morgen vor. Unsere Flockenmischung lasse ich in Kokosmilch einweichen. Darauf kommt jetzt Mangopüree, welches ich gerade durch Zerquetschen mit einer Gabel erzeugt habe (ach hätte ich gern meinen Mixer). Das kann nun über Nacht in den Kühlschrank und quellen. Morgen kommt noch Drachenfrucht und Sojajoghurt oben drauf. Als Abschluss dann Kerne und Nüsse.
Plötzlich wird mein konzentriertes Arbeiten unterbrochen denn Antje ruft laut: „Oh mein Gott, Lea. Das gibt es doch nicht. Was machst du da?“ Ich gehe sofort rüber zu den Beiden, um zu sehen, was zu dem Gefühlsausbruch geführt hat. Offenbar hat Lea aus dem Nichts heraus hinter Antjes Rücken mehrere Schritte gemacht. Ich setze mich dazu. Antje stellt Lea hin, setzt sich gegenüber und streckt die Arme nach ihr aus, um sie zu weiteren Schritten zu animieren. Und tatsächlich macht sie erneut freudestrahlend einige Schritte in Mamas Richtung. Die freut sich dermaßen, dass sie Lea vor Freude fest drückt und ihr einige Tränen die Wangen hinunter kullern. Was für ein Tagesabschluss. Die Unterbrechung vom Kochen dauert dann eine Weile, weil wir uns nicht satt sehen können, an immer neuen Gehversuchen unserer Tochter. Irgendwann hat sie dann aber genug und verfällt zurück ins Krabbeln. Man könnte meinen, dass sich dieser Schub schon seit einigen Tagen ankündigt. Lea hat schlecht geschlafen und Antje stündlich geweckt, sie wollte nicht wirklich essen, war ziemlich nörgelig und sehr anhänglich. Es heißt ja immer, dass bei solchen Phasen ein Schub beim Kind passiert. Dieses Mal war es sehr deutlich. Wir waren nur nicht sicher, ob sie vielleicht Zähne bekommt. Nach der Aufregung gibt es noch was zu essen. Dieses Mal hat sie Appetit und isst im Eiltempo eine Banane und zwei Kekse.
Danach bringt Antje sie ins Bett und wir können unser Abendessen genießen.
Wirklich lecker und endlich mit viel Gemüse. Unser Abend endet vor dem Handy beim Blog schreiben mit einer Tüte Popcorn mit Karamell.
Naja, mehr Karamel als Popcorn.
Heute zurückgelegte Distanz:
Entfernung: 6,1 km; Schritte: 9070
Herzlichen Glückwunsch zu Leas ersten Schritten! ?
Danke ?
Da läuft Lea.
Herzlichen Glückwunsch an die stolzen Eltern.
Danke ? so schön zu sehen, wie stolz sie war.
Da habt ihr ja sehr großes Pech gehabt.
Wie schmeckt die Pomelo?
Ist die Pomelo reif, schmeckt das Fruchtfleisch im Inneren süßlich, ansonsten kann es auch einen leicht säuerlichen Geschmack besitzen. Ob die Pomelo süß oder eher sauer schmeckt, kann ein Blick auf die Schale verraten: Ist diese leicht verschrumpelt, schmeckt die Frucht honigsüß.
Gruß
Vati