Tag 70 : Kacktag
Inhaltsverzeichnis
Ubud – 3. Bali – Indonesien Unterkunft
Solche Tage hat wohl jeder. Alles andere wäre gelogen.
Frühstück
Heute wollen wir nicht zu Hause frühstücken. Antje will eine Smoothiebowl und ich Rührtofu. Antje möchte in ein Lokal an den Reisterrassen, wo die Bowls besonders lecker aussehen. Wir latschen gegen 9:00 Uhr los. Ich habe Lea auf dem Arm. Eigentlich sind es nur knapp 800 m. Heute ist es aber besonders drückend, zumindest kommt es mir so vor. Es geht einige Treppen im Grünen nach oben. Ich bin ziemlich erschöpft, als wir da ankommen. Ich hatte nur einen Kaffee, kein Frühstück, es sind gefühlt schon 40 Grad in der Sonne und ich habe die zappelnden 12 kg auf dem Arm.
Als Begrüßung gibt es ein Blumenwasser, oder flower infused water. Ich finde das gut, Antje nicht so. Nach heißem Kaffee ist mir nun so gar nicht. Ich brauche noch eine Weile, bis ich wieder fit bin. Also schaue ich mal nach Frühstück. Die Bowls hören sich alle sehr schwer an. Ich entscheide mich für eine „mellow yellow smoothie bowl“. Antje bestellt einen Pancake, Kaffee und eine „Energie smoothie Bowl“.
In der Zwischenzeit hat sich Lea dazu entschieden, ihre Windel etwas zu beschweren. Hier mitten im yellow flower Café, wo alle in Ruhe und gechillt frühstücken wollen, will ich keine Windeln auspacken. Ich schaue auch ein bisschen rum und finde eine schattige Stelle neben dem Haus, wo ich das Malheur beseitigen kann. Als ich wieder komme, steht alles auf dem Tisch.
Meine Bowl ist braun, Antjes gelb. Meine schmeckt kräftig nach Kakao und ich bin sichtlich enttäuscht. Ich wollte nichts Schweres und super Süßes, sondern was Fruchtiges. Das ist nur Kakao. Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass die Bowls wohl vertauscht worden sind. Pech gehabt.
Super lecker fand ich es nicht, was jetzt primär daran gelegen haben könnte, dass ich kein Schokofrühstück wollte. Außerdem war es nicht vegan. Das war es nicht wert.
Wir trotten wieder nach Hause. Warm ist es immer noch. Es ist jetzt 10:30 Uhr. Ich kämpfe während des Laufens mit Kokos zwischen meinen Zähnen. Sieht bestimmt schön doof aus. Im Haus angekommen bemühe ich Zahnseide und Bürste. Es steckt echt fest.
Scheiße
Palim, palim macht es im Waschbecken. Da fällt plötzlich ein Stück Zahn raus. Ich glaube ich träume. Das kann doch nicht sein. Auf den Boden fällt auch eins. Das im Waschbecken landet gleich im Ausguss. Ich fühle mit der Zunge im Mund und spüre ein Loch. Das wird schmerzen, wenn da was reingerät. Ich denke, ich bin im falschen Film. Warum muss mir das denn jetzt passieren?
Mit Loch im Mund lasse ich mich von Lea noch etwas anlallen. Sie hat leicht erhöhte Temperatur. Gestern Abend beim ins Bett gehen, fühlte sie sich schon warm an. Nun wieder. Antje misst 38,3 Grad. Erstmal kein Grund zur Sorge. Etwas Ruhe würde ihr sicher gut tun. Gegen 11 Uhr schläft sie im klimatisierten Schlafzimmer ein. Hoffentlich hilft das.
Um 12 Uhr will die Ärztin vorbeikommen zum Fäden ziehen. Ich dachte, ich bin dann fertig mit Ärzten. Ich wollte hier nicht zum Zahnarzt. Die Ecke, die mir fehlt vom Unfall, lasse ich auch erst in Deutschland bestaunen. Das Loch kann so nun aber nicht bleiben. Ich werde die Ärztin nachher nach einem Zahnarzt fragen.
Sie kommt pünktlich um 12:00 Uhr. Sie hat alles dabei und die Fäden sind schnell draußen. Um 12:15 Uhr sind wir fertig. Lea wird von dem Lärm durch unsere Unterhaltung auch wach. Schade.
Die Ärztin meint, dass eine Zahnärztin in der Klink ist, sie weiß aber nicht wann. Sie bringt das für mich in Erfahrung und schreibt es mir dann. Sie gibt mir auch die Nummer der Zahnärztin. Auch sie kann ich per WhatsApp erreichen, um einen Termin zu vereinbaren.
Zahnarzt
Gegen 13:00 Uhr ist alles geklärt. In der Kinik ist sie ab 17:00 Uhr. Ich kann aber sofort in ihre Praxis kommen. Diese ist 500 m von uns entfernt. Toll. Ich fahre hin und werde sofort behandelt. Das Loch ist in dem Zahn, an dem kurz vor unserem Urlaub eine Wurzelbehandlung durchgeführt worden ist. An den muss meine Zahnärztin nochmal ran. Jetzt erst recht. Die Zahnärztin hier packt eine provisorische Füllung an die Bruchstelle. Das hält nicht ewig, meint sie. Da müsse eine Krone drauf. Alles klar. Ich zahle 450 k IDR (30 €) für 30 Minuten Arbeit. Während sie meine Papiere fertig macht, schaue ich mich noch ein bisschen um. Sieht nicht so anders aus, als bei uns. Der Stuhl ist etwas einfacher. Bei uns hängt halt mittlerweile immer ein Bildschrim mit dran. Ansonsten fühle ich mich ordentlich versorgt. Die handwerkliche Leistung kann ich schwer beurteilen, da ich den Schwierigkeitsgrad nicht einschätzen kann. Die Bruchstelle ist schon groß gewesen und an der hinteren Seite des vorletzten Backenzahns. Also nicht die optimalste Stelle. Vielleicht hätte unser Arzt bessere Hilfsmittel gehabt und es deshalb schneller hinbekommen. Dafür hätte er dann aber auch mehr genommen. Für mich ist nun das Endergebnis entscheidend. Gegen 13:30 Uhr bin ich wieder zu Hause und freue mich, dass meine Fäden gezogen und der Schreck vom Zahn in so kurzer Zeit erledigt sind. Jetzt können wir wieder was unternehmen.
Oder auch nicht. Leas Temperatur ist auf 38,8 Grad gestiegen. So werden wir nicht mit ihr in die Sonne rausgehen. So ein Mist.
Nachmittag
Antje hat Hunger. Ich auch. Ich fühle mich etwas flattrig nach nur einem Kaffee bis jetzt. Mit dem Loch habe ich mich vorhin erstmal nicht getraut, zu essen oder zu trinken. Nun soll ich aber eine Stunde nichts essen. Also erst um 14:30 Uhr etwas.
Antje macht uns ein paar Brote mit Humus, Avocado und Tomate. Das hilft erstmal. Wir legen uns mit Lea ins Schalfzimmer. Hier ist die Temperatur angenehmer. Das tut uns allen gerade ganz gut.
Lea unternimmt trotzdem keine Anstalten vielleicht nochmal etwas zu schlafen oder sich etwas zu schonen. Sie turnt im Bett hoch und runter, von links nach rechts. Zwischendurch wird etwas getrunken und dann geht es weiter. Zumindest ist dies kein schlechtes Zeichen. Sie verhält sich trotz Fieber vollkommen normal und zeigt kein Anzeichen einer Krankheit.
Gegen 16:00 Uhr setzten wir uns doch noch auf den Roller. Ich zumindest fühle mich von dem Tag bis jetzt gerädert. Jetzt gerade mit Lea auf dem Bett zu liegen, wirkte sehr einschläfernd auf mich. Noch mal kurz los zu fahren, macht mich aber wieder wach. Wir brauchen ein paar Kleinigkeiten aus dem Supermarkt. Auf dem Weg bringen wir schnell unsere Wäsche zur Wäscherei. Lea genießt es auf dem Roller zwischen uns zu sitzen und sich den Fahrtwind um die Nase pusten zu lassen. Die Sonne steht schon sehr tief und die Temperatur ist angenehm. Es ist auch leicht wolkig geworden. Die Abwechslung tut Lea und uns ganz gut.
Wieder im Haus springen wir nochmal in den Pool. Die Abkühlung schadet sicher auch Lea nicht. Wenn sie keine Bock hat oder es sich nicht gut anfühlt, wird sie uns das schon mitteilen und dann gehen wir wieder raus Sie hat aber Spaß und freut sich wie immer, die kleine Wasserrate.
Abend
Danach kümmere ich mich schnell ums Abendessen. Wir gehen davon aus, dass Lea heute zeitiger müde wird, da der Mittagsschlaf sehr kurz war und sie fiebrig ist. Obwohl ich mich beeile, schläft sie trotzdem ein, bevor ich fertig bin. Pech gehabt. Dann essen Mama und Papa allein und beobachten die Kleine durchs Fenster. Das ist schon toll, dass man vom Essstisch durchs Fenster ins Bett schauen kann.
Wir sind fertig mit essen und Lea wird ganz verdutzt wach. Warum ist denn keiner hier? Sie ist auch ziemlich munter plötzlich und wir legen uns nochmal beide zu ihr. An sich gibt es nichts Schöneres, als wenn die Kleine kuscheln will. Leider ist sie noch immer warm. Wir messen nochmal: 38,6 Grad. Zumindest nicht weiter gestiegen, Weiterhin keine anderen Symptome. Wir werden sehen, wie die Nacht verläuft und dann morgen entscheiden, ob wir einen Arzt aufsuchen.
Eine ungutes Gefühl bleibt. Auch wenn sie so lebhaft wie immer durch die Gegend gerannt ist, weiss man ja nie.
Nun sitze ich allein auf der Terrasse. Antje ist mit Lea eingeschlafen. Ich schreibe noch ein bisschen..
Es ist jetzt 22:00 Uhr und wahrscheinlich 28 Grad. Wenn da mal keine Weihnachtsstimmung aufkommt. Hier ist nichts Derartiges zu sehen. Auf Bali herrscht der Hinduismus vor. Christen gibt es hier eher nicht. Trotzdem muss ich ein paar Leckereien bestellen, sonst gibt es die nicht mehr, wenn wir wieder in Deutschland sind.
Heute zurückgelegte Distanz:
Entfernung: 3,1 km; Schritte: 3939