Tag 16 – Fahrradtour mit Hindernissen
Wir schlafen bis 8:00 aus und gehen nach einem entspannten Kaffee mit einer weiteren Tasse Kaffee zum Frühstück. Lea isst Kürbissuppe, dazu Toast. Das hat sie irgendwie für sich entdeckt. Beim Genuss ihres Toasts hat sie plötzlich ihren Wackelzahn im Mund. Der wackelte bereits seit Beginn unserer Reise und es ist auch der Zahn, den sie bei unserer ersten Reise 2019 als einzigen Kuchenzahn im Mund hatte. Roland bestellt einen Tomaten-Gurkensalat und genau das kommt auch. Er ist ein bisschen enttäuscht, dass es wirklich gar nichts Sättigendes dazu gibt, aber Lea ist so nett, ihm eine Scheibe Toast abzugeben. Ich mache keine Experimente und bestelle Reis mit Gemüse, denn das hält eine Weile satt. Ich neige zum hangry werden, also muss das Essen gut geplant sein.
Gegen 10:30 machen wir uns auf zum Fahrradverleih. Ich habe gestern bei google einen gefunden, der auch kleinere Räder für Kinder hat. Leider ist auch das kleinste noch zu groß für Lea. Also gibt es für mich eines, auf das ein ziemlich kleiner und unbequemer Kindersitz montiert wird. Wir zahlen für zwei Räder und drei Tage viel zu viel, aber was soll’s. Ich denke mir, uns geht es gut und warum sollen wir nicht einen Euro mehr hier lassen. Lea ist dann nicht ganz happy mit dem Popogefühl beim Fahren, weshalb wir aus der Unterkunft noch etwas zum Polstern holen wollen. Die haben auch noch ein kleines Rad von einem der Kinder rumstehen, also fragen wir nach, ob wir das mal leihen dürfen. Natürlich dürfen wir und so geht es endlich los. Wir fahren eine kleine ruhige Seitenstraße parallel zur viel befahrenen Hauptstraße, aber Lea kommt mit dem Rad und den Straßenverhältnissen nicht so gut klar. Nach einer Weile bittet sie darum, nicht mehr allein fahren zu müssen. Also nochmal zur Unterkunft, kleines Fahrrad zurück und Lea samt Polster in den Kindersitz. Was für ein Hin und Her. Jetzt aber.
Oder auch nicht. Jetzt hat Roland Hunger. Gurken und Tomaten sind verdaut, es ist fast Mittag, also geht es zu unserem Veganer des Vertrauens. Da gibt es Pommes für Lea, Sommerrollen, eine Falafelbowl, eine Proteinbowl und einen frischen Möhrensaft. Sehr lecker.
So gestärkt können wir nun wirklich endlich los. Lea hat nämlich auf unserer Fahrt von Ninh Binh nach Tam Coc vor zwei Tagen aus dem Bus heraus eine Stelle gesehen, an der man mit Mini Rollern fahren kann. Wir wollen uns bewegen, also kommt uns die Tour entgegen. Wir wissen zwar nicht genau, wo das gewesen sein könnte, aber wenn wir den Weg zurück fahren, werden wir es wohl sehen. Und so fahren wir die 7 km mit Badelatschen auf den Rädern über Landstraße, durch Kreisverkehre und weiter in die Stadt hinein. Unterwegs gibt es eine Pause auf einem Spielplatz, auf dem Lea nichts Besseres einfällt, als zu fegen. Ganz die Mami.
Ein paar hundert Meter weiter halte ich an und frage jemanden mit Hilfe eines Fotos von den Minirollern und Google Maps nach dem Ort des Vergnügens. Immer geradeaus und an einem Tempel am See soll es sein. Dort frage ich erneut jemanden und tatsächlich finden wir den Platz, an dem das Spektakel stattfinden wird. Wenn die Roller abgeladen sind. Sind sie noch nicht, so haben wir ein gutes Argument für eine Kaffeepause. Auf dem Weg zum Café beobachten wir, wie ein Auto einen Motorroller umfährt. Der Fahrer steigt aus, es wird kurz diskutiert, er hilft, den Roller wieder aufzustellen und fährt weiter, nachdem er sich vergewissert hat, dass die Rollerfahrerin nicht ernsthaft verletzt wurde. So wird das hier geregelt. Im Café empfängt uns weihnachtliche Stimmung, die direkt für ein Fotoshootings genutzt wird. Zentral in der Mitte des Ladens ist noch ein Wasserbecken mit Kois. Wirklich schön hier. Wir genießen einen Coconut-Coffee und schlendern dann zurück Richtung Roller.
Unser Weg führt uns vorbei an zwei großen Elefanten aus Stein. Lea will hinauf klettern und ein Bild machen. Eine Frau mit Kind fährt vorbei und bleibt stehen. Als Lea wieder unten ist, spricht uns das Mädchen auf Englisch an. Sie fragt, woher wir kommen, wie alt wir sind, wieviele Kinder es bei uns gibt und noch ganz viele andere Dinge. Offenbar übt sie das Sprechen auf Englisch mit uns. Und das macht sie toll. Sie ist erst 6 Jahre alt, kann sich aber schon richtig gut unterhalten. Am Ende gibt es sogar noch ein Gedicht. Irgendwas von Boats on the River. Wir bedanken und verabschieden uns, gehen weiter zu den Minirollern. Lea sucht einen aus, mag aber nicht alleine fahren, also nehme ich auch einen. Die Dinger haben ein ganz schönes Tempo und der Platz, auf dem gefahren wird, ist sehr weitläufig, sodass man lange und schnell geradeaus fahren kann. Nach einigen Runden will auch Roland mal probieren und nun düsen die beiden umher.
Es wird Zeit zurückzufahren, denn es wird langsam dämmerig und kühl. Nach nur wenigen hundert Metern entlang am Fluss, merke ich, dass sich das Hinterrad nicht gut anfühlt. Oh nein, ein Platten. Da stehen wir nun auf einer großen Straße, 7 km entfernt von unserer Unterkunft und sind erstmal ratlos Wir schauen kurz nach einem Fahrradladen. Es gibt einen in entgegengesetzter Richtung, aber sehr weit weg. Roland schreibt unserem Verleiher, bekommt aber nicht sofort eine Antwort, also beschließen wir zu laufen. 7 km sind machbar. Lea hat natürlich keine Lust und bleibt im Kindersitz sitzen, was Felge und Mantel sicher nicht gut tut. Egal. Der Weg ist schön. Sowieso ist immer das Ungeplante am Ende am schönsten.
Irgendwann meldet sich die Verleihfirma und sagt zu, jemanden zu uns zu schicken, der den Reifen flickt. Also warten wir vor einer Baumschule und Roland baut mit Lea aus Steinen und Blättern ein Haus. Langsam wird es dunkel und kälter.
Nach 20 Minuten erreicht uns der Mechaniker, flickt den Schlauch und bietet an, dass wir das Fahrrad morgen früh austauschen können. Er führt uns auf die andere Seite der Fahrbahn und bringt uns noch ein Stück Richtung Tam Coc. Sehr nett. Denn Google schlägt den direkten Weg über die Landstraße vor. Das sei aber besonders jetzt zur Rush-Hour nicht zu empfehlen. Wenn man noch etwas sehen könnte, wäre die Aussicht wohl toll, denn es geht weiter am Fluss entlang. Mittlerweile ist es aber so dunkel, dass es wirklich schwierig ist, nicht vom Weg abzukommen. Unsere Räder haben beide kein Licht. Zum Glück ist an Leas Helm zumindest eine LED, sodass man uns von hinten sieht. Immer wieder kommen uns Autos mit Lichthupe und Motoroller entgegen und blenden uns, danach sieht man noch weniger. So hätten wir beinahe die Herde Wasserbüffel übersehen, die gerade nach Hause getrieben wird.
Die 7 km fühlen sich sehr lang an und als wir endlich an unserer Unterkunft ankommen, habe ich keine Lust mehr zum Essen woanders hinzugehen. Wir bleiben in der Unterkunft, essen hier und lassen den Abend ruhig ausklingen. Ein Blick in die Fitnessapp zeigt, dass wir heute insgesamt 24 km in Badelatschen zurückgelegt haben.