Tag 21 – Phong Nha-Ke Bang Nationalpark Paradise Cave

Heute wollen wir die größte, erst 2005 entdeckte, Höhle im Phong Nha-Ke Bang Nationalpark besuchen. Dafür habe ich unseren Fahrer, der uns vom Bahnhof zur Unterkunft gebracht hat, kontaktiert. Er wird uns um 9:00 abholen. Das heißt relativ zeitig aufstehen, frühstücken und abmarschbereit machen. Lea wird mit Bibi und Tina Musik geweckt und hat direkt gute Laune. Der Fahrer ist pünktlich da und so geht die Fahrt zum Nationalpark durch ein paar Dörfer, vorbei an Reisfeldern und vielen Kühen. Nach etwa 60 km und 1,5 h Stunden erreichen wir den Parkplatz. Auf dem Weg dorthin, sind wir fast keinen Autos begegnet und ich befürchte schon, dass die Höhle wegen der Low Season geschlossen sein könnte. Umso erfreuter bin ich, dass wir auf dem Parkplatz nicht die einzigen Menschen sind. Es ist nicht voll, aber ein paar Busse stehen bereits da. Um zur Höhle zu gelangen, müssen wir zunächst etwa 1 km durch den Dschungel laufen. Der Weg ist asphaltiert und hält links und rechts einiges Sehenswertes bereit. Sogar ein paar Vögel können im Dickicht ausgemacht werden.

Schließlich erreichen wir den Beginn des Aufstiegs, denn der Höhleneingang befindet sich in einiger Höhe auf dem Berg. Ein Schild weist auf eine Reststrecke von 670 m hin. Das sollte zu schaffen sein. Der Pfad schlängelt sich hin und her mit ordentlicher Steilheit den Berg hinauf und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Lea macht gut mit, auch wenn der Weg kein Ende zu nehmen scheint. Aber auch hier können vor allem uns unbekannte mächtige Bäume und ein wunderschöne Aussicht genossen werden.

Als wir endlich oben ankommen, ist der Eingang der Höhle ganz unscheinbar. Diesen entdeckte ein Einwohner zufällig 2005. In den Jahren danach wurde ein insgesamt 31 km langes Höhlensystem erforscht, von dem nur 1 km für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die einzelnen Höhlen sind bis zu 150 im Durchmesser und zum Teil 75 m hoch. Wir betreten die Höhle über eine Treppe, die in die Tiefe führt. Was wir dann sehen, ist absolut beeindruckend und unwirklich. Kurz hinter dem Eingang steht ein riesiger Stalagmit und je weiter wir die Treppe nach unten gehen, umso größer scheint er zu werden.

Wir folgen der Treppe nach unten und was da noch alles kommt, ist schwer zu beschreiben. Riesige Stalaktiten, die von der Decke wachsen, ganz unterschiedliche Stalagmiten, die aussehen, als hätte ein Riese Kleckerburgen gebaut. Immer wieder treffen sich beide und vereinen sich zu Stalagnaten. Wenn man nur lang genug wartet, werden sich die Höhlen irgendwann selbst verschließen.

Unten angekommen, geht der Weg weiter und auch dort kann man sich nicht satt sehen. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm hoch und überall hört man es tropfen. Besonders beeindruckt bin ich von einem riesigen Stalaktiten, um den herum sich mehrere Bassins gebildet haben. Sie erinnern stark an Naturpools oder auch die Reisterrassen auf Bali. Es sieht einfach verrückt und wunderschön aus.

Leas Begeisterung hält sich in Grenzen, weswegen wir nicht mehr bis ganz zum Ende gehen, sondern uns auf den Rückweg machen. Es wollen gefühlt 1000 Stufen erklommen werden. Sie schafft es dann tatsächlich mit viel gutem Zureden und alle sind froh, als wieder Tageslicht zu sehen ist.

Mit einem Keks und frischem Wasser wird der Abstieg vorbereitet. Unten angekommen gibt es noch ein Eis und ein Ticket für den Buggy, der uns die letzten 1000 m zum Parkplatz zurückbringt. Unser Fahrer erwartet uns bereits und fährt uns zur Unterkunft zurück. Wir sind ziemlich erledigt. Aber ausruhen ist nicht. Ich muss noch in die Stadt fahren, um die Wäsche abzuholen, Wasser und Obst für morgen und Abendessen zu besorgen. Lea und Roland werden sich derweil im Pool vergnügen, denn das Wetter ist noch richtig schön.

Ich kann eine kleine Auszeit gebrauchen und bin das erste Mal allein mit dem Roller unterwegs. Selbstbewusst setze ich mich drauf, drehe den Schlüssel und betätige die Zündung. Nichts. Ah, stimmt. Die Bremse muss auch gedrückt werden. Wieder nichts. Nun bin ich ratlos. Falscher Knopf? Ich probiere den auf der anderen Seite. Mist, die Hupe. Gut dass das Resort leer ist und mich keiner sieht. Ich habe keine Idee mehr und rufe Roland an. Er nennt erst Zündung und Bremse. Danke, habe ich bereits versucht. Dann fällt ihm ein, dass bei diesem Modell auch noch der Ständer eingeklappt werden muss. Na bitte, jetzt geht es. Ich düse los und bin nach 15 Minuten bei der Wäscherei. Nun muss ich noch Geld holen. Am besten irgendwo auf dem Weg zum Restaurant. Ich werfe Google an, aber Google redet nicht mit mir. Kein Empfang. Die Netzabdeckung ist ziemlich mies. Ich versuche es ziemlich lange, starte sogar das Handy neu, aber keine Chance. Roland meinte, man kann den Netzanbieter manuell ändern, aber ich finde den Menüpunkt nicht. Googlen macht keinen Sinn. Anrufen kann ich ihn auch nicht, da das ohne Internet sehr teuer wäre. Nicht mal eine WhatsApp kommt durch. So auf mich allein gestellt, beschließe ich, einfach loszufahren und die Augen offen zu halten. Ich weiß in etwa, wo auf der Karte das Restaurant eingezeichnet war und die Ortung funktioniert nach wie vor, nur die Suche und die Routenführung nicht. Bald sehe ich den ersten Geldautomaten und halte an. Bisher hat das immer Roland gemacht, also werde ich das wohl auch hinbekommen. Pustekuchen, der Automat gibt eine Fehlermeldung raus, dass ich nicht autorisiert bin. Also weiter zum nächsten. Da habe ich Erfolg und hebe 2 Millionen ab. Ein neuer Versuch, Google zu nutzen, um zum Restaurant zu kommen, ist dieses Mal erfolgreich. Ich bestelle und vertreibe mir die Wartezeit mit einem Spaziergang, in der Hoffnung, Obst und Wasser besorgen zu können. Um die Ecke ist ein Markt, auf dem mich die Äpfel interessieren. Ich bitte die Frau, mir drei Stück abzuwiegen. Sie will 120.000 Dong dafür. What? 5€ für 3 Äpfel? Ich schaute wohl etwas verständnislos und sie wies auf eine zweite Sorte. Aus ihrem Gestik entnehme ich, dass die wohl günstiger wären, aber ich zahle brav und gehe mit dem Gefühl, gerade richtig abgezogen worden zu sein. Zurück am Restaurant nehme ich eine große Tüte Essen in Empfang und zahle 220.000 Dong. Nicht mal 10 € für drei große Gerichte, die in umweltfreundlichen Styroporverpackungen einen halben Meter hoch gestapelt sind. Das macht die Äpfel gleich noch ein bisschen teurer. Muss eine ganz edle Luxussorte sein. Wasser habe ich immer noch nicht, also stelle ich die Tüte mehr schlecht als recht zwischen meine Beine, und fahre zur Hauptstraße, der ich nun noch bis zu einem Supermarkt folgen muss. Ich bin so damit beschäftigt, das Essen aufrecht zu balancieren, dass ich vorbeifahre. Das merke ich auch schon 1 km später, drehe um und halte am Supermarkt. Beim Abstellen des Rollers, fällt der Turm aus Essensbehältern um und ich kann nicht anders, als ein Mal richtig zu fluchen. Ich habe keine Lust mehr, habe Hunger und Durst und Kopfschmerzen und die Nase voll von dieser Erfolgsgeschichte. 5 s später ist es überstanden, ich hole Wasser und fahre wieder los. Nun ändere ich meine Taktik. Mit einer Hand halte ich die Tüte mit Essen, mit der anderen fahre ich Roller. Machen die Einheimischen auch so und solange man nicht scharf bremsen oder abbiegen muss, klappt das ganz gut. Ich fahre und fahre und irgendwann denke ich, dass ich doch längst hätte abbiegen müssen. Also stelle ich mich an den Straßenrand, starte Google und fluche erneut. Wieder kein Netz. Es ist doch zum verrückt werden. Apple maps ist gnädiger und findet auch in der Offline Karte das Resort. Ich bin nicht vorbeigefahren, sondern muss weiter geradeaus. Geradeaus geht gerade eine Kuhherde mit Kälbern über die Straße. Ich lasse die Damen durch und gebe wieder Vollgas. Roland macht sich bestimmt Sorgen und hat genauso großen Hunger wie ich. Und so komme ich am Ende nach 2 h tatsächlich heil und mit Essen an. Wir lassen es uns schmecken und starten dann die Packerei, denn morgen geht es weiter. Abends gibt es noch einen kurzen Spaziergang bei Vollmond zum Meer, denn Lea bringt alle Muscheln und Steine, die sie gesammelt hat, wieder zurück. Das ist der Deal.

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