Tag 34 – Erster Tag in Da Lat
Das gestrige Einschlafen war gar nicht so einfach. Bis etwa 23:00 war es noch sehr laut. Mopedhupen, LKW Lärm und Türenknallen im Hotel waren nicht wegzuignorieren. Die Fenster sind nicht isoliert, warum auch. Das Klima ist sehr mild, sodass Kälte oder Hitze nicht ferngehalten werden müssen. Morgens sind wir ab 6:00 wach. Die ersten Mopeds fahren und es wird langsam hell. Einen Sonnenaufgang kann man nicht beobachten, da die Wolken tief hängen und der Nebel über das Tal wabert. Lea schläft noch länger und wir gönnen es ihr. Ihr Tag-Nacht-Rhythmus hat sich hier stark verändert und unserem angepasst.
Ich bereite schon mal das Frühstück vor. Haferflocken mit Hafermilch – das beste Frühstück überhaupt. Dazu Banane, Walnüsse und Kürbiskerne plus ein bisschen Joghurt. Lea regt sich und ist sofort in Laberlaune. Wir essen und stellen einen neuen Rekord auf. Inklusive Sonnenschutz und Mückenschutz wegen der tagaktiven Tigermücke hier, von denen ich gestern bereits eine erledigt habe, sind wir sehr schnell startklar. Um 9:00 geht’s auf den Roller. Erstes Ziel ist eine Wäscherei. Danach geht’s zum Crazy House, eine der Attraktionen hier in Da Lat. eine Architektin baut seit 1990 hier an einem Kunstwerk, welches Natur und Wohnen, Kunst und Spaß vereint. Und da hat sie echt etwas Besonderes erschaffen. Man läuft über unzählige Treppen hoch und runter, durch kleine Tunnel und durch große Hallen. Manchmal ist die Gefahr, abzustürzen sehr hoch und in Deutschland oder Europa würde man dafür keine Baugenehmigung bekommen. Aber es macht total viel Spaß, all die Winkel und Räume zu erkunden. Einige Räume sind sogar als Untekunft gestaltet, sodass man hier sogar übernachten könnte.
Langsam wird es immer voller und wärmer, sodass wir uns für ein kaltes Getränk, eine Portion Jackfruit und ein paar Kekse zum Mitnehmen und die Abreise entscheiden. Vor dem Crazy House gibt es einen Stand mit Jackfruit und Durian. Wir beobachten Menschen, wie sie mit Handschuhen die sogenannte „Stinkefrucht“ essen, welche in Bussen oder Hotelzimmern wegen ihres Geruchs nicht erlaubt ist. Aber sie wird auch die Königin der Früchte genannt und wir nehmen uns vor, sie hier in den nächsten Tagen zu probieren. Das zweite Tagesziel liegt am Hồ Xuân Hương See. Dort gibt es Tretboote in Schwanenform und darauf wartet Lea schon seit Dong Ha. Wir parken und zahlen 10.000 Dong Parkgebühren. Direkt am Parkplatz gibt es eine Anhöhe mit Restaurant, Kino und dem Eingang in ein riesiges unterirdisches Shoppingcenter, in dem Roland gestern bereits war.
Da es gegen 12 und sehr warm ist, gehen wir zunächst dorthin, um noch Mückenschutz und Spüli zu besorgen. Das ist in dem riesigen Supermarkt und ohne Sprachkenntnisse gar nicht so einfach, aber nach einigem Suchen finden wir, was wir brauchen. Dabei bleibt es nicht. Wir kaufen noch eine Schale Pomelo, einen pinken Donut für Lea und ein kleines Brot für uns am Backstand, der unfassbar voll ist. Es wird gedrängelt, als gäbe es morgen nichts mehr. Der Grund erschließt sich erst bei genauerem Hinsehen. Soeben kamen ganz frische lange Baguettes aus dem Ofen und die Leute scheinen verrückt danach. Ich schaue mir das an und versuche die Ordnung dahinter zu ergründen, bis ich dann im gleichen Stil an mein Brot komme. Ein bisschen drängeln und über die anderen rübergreifen und schon bin ich erfolgreich. An der Kasse dann die Ernüchterung. Doch nicht alles verstanden. Ich hätte das Brot direkt am Backstand bezahlen müssen. Egal, die Kassiererin ist so nett und sucht in ihrem System nach dem Brot, findet es irgendwann und wir können gehen. Ich bin pappesatt. Das ist mir zu laut und zu wuselig und zu voll hier. Kurz geht das mal, aber 45 min machen mich echt fertig. Also geht es wieder nach oben und ein schattiges Plätzchen wird aufgesucht, um eine kleine Obstpause zu machen. Wir lassen uns die Jackfruit und die Pomelo schmecken, bevor es nun endlich an den See zum Tretbootfahren geht. Das Boot hat ein Sonnensegel, aber die Pedale auf der rechten Seite quietschen ohrenbetäubend, sodass Roland, der auf der linken Seite sitzt die meiste Zeit allein strampelt. Es ist trotzdem schön, Lea hat Spaß und wir genießen die Stunde Fahrt auf dem See.
Es ist 14:30, als wir das Boot abgeben und so ist noch Zeit, zum Flower Park auf der anderen Seite des Sees zu fahren. Wir erreichen den Parkplatz mit einem kleinen Häuschen, in dem zwei Vietnamesen sitzen, Parkgebühren einsammeln und sich Bier und Zigaretten schmecken lassen. Wir witzeln darüber, wie wohl die Stimmung sein wird, wenn wir wieder losfahren. Der Flower Park ist so semi gut, aber wir bekommen zwei weitere Stunden rum.
Für Abendessen ist es noch etwas zeitig, aber es wird spürbar kühler, also fahren wir für einen Kaffee zum Hotel zurück, ziehen uns abendtaugliche Kleidung an und machen uns dann auf den Weg zu einem Restaurant. Roland ist auf dem Roller mittlerweile souverän, hat sich dem chaotischen Fahrstil angepasst und mich mehr als ein Mal in Schrecken versetzt. Die riesigen Kreisverkehre besonders im Abendgetümmel sind eine echte Herausforderung, aber wir kommen heil an. Wir bestellen und freuen uns schon, denn am Tisch neben uns sehen wir leckere Gerichte. Leider haben wir uns Dank schlechter Übersetzung offenbar für Pommes entschieden. Toll. Egal. Es gibt noch Reis, Gemüse und Tofu dazu und dieses Mal haben wir nicht zu viel bestellt. Nach dem Essen machen wir noch einen Abstecher an den schön beleuchteten See und dann geht es zum Hotel.