Tag 46 – Good bye Vietnam
Inhaltsverzeichnis
Heute verlassen wir Vietnam. Es wird Zeit für einen Nachruf der letzten 7 Wochen.
Roland’s Gedanken
Gestern bin ich durchaus etwas traurig gewesen, dass wir das Land verlassen. Wir haben den Abend sehr schön auf der Terrasse des Hotels bei einem Glas Rotwein und Kartoffelbrei ausklingen lassen. Der koloniale Flair des Hotels hat zu einem sehr positiven Gefühl beigetragen. Man hat sich etwas ins 19. Jh. zurück versetzt gefühlt, auch wenn die Diskrepanz zu der Ausbeutung und Unterdrückung in der Zeit besteht.
Die letzten 45 Tage sind durchweg fantastisch gewesen. Die Reise durch dieses Land hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht. Unsere Art uns fortzubewegen und primär auf die normalen Fortbewegungsmittel zu setzen, ist wieder die richtige Wahl gewesen. Die Linienbusse, Schlafbusse, Minibusse, Fähren, Speedboote und Züge sind eine echte Bereicherung gewesen. Auch wenn die Minibusse manchmal etwas Kopfschmerzen verursachten und die Schlafmöglichkeiten nicht für 1,9 m optimiert gewesen sind, sind die Fahrten trotzdem toll gewesen. Wir haben viel von der Landschaft gesehen und erlebt, wie die Menschen hier leben und diese Infrastruktur nutzen. Jedes Fahrzeug ist auch als Postauto verwendet worden. Regelmäßig auch Styropor Kisten, in denen Fleisch und Fisch transportiert worden sind. Besonders exzessiv fiel dies im Linienbus in Cao Bang auf. Interessant ist auch die Essensversorgung im Zug gewesen, wo jemand mit einem sehr großen Topf Reis, ein Topf Gemüse und manchmal Fleisch, manchmal Tofu, durch die Gänge fuhr. Für unter 1 € bekam man einen großen Teller voll.
Sehr spannend war auch das Leben auf der Straße zu erleben, welches wir mit unseren Rollerfahrten, aber auch den öffentlichen Vehrkehrsmitteln durchs Land erleben konnten. Ich denke, dass wir einen breiten Schnitt durch Land sehen konnten. Im Norden verwendeten die Bauern die Straßen, um ihren gepulten Mais zu trocknen und sparten auch die Kreisverkehre nicht aus. Jedes Stück Asphalt ist genutzt worden. Ab Mittelvietnam fand am Tage weniger Leben auf den Straßen statt, bis im Süden zw. 10 und 14 Uhr aufgrund der Wärme die Aktivitäten stark minimiert worden sind. Egal, wie klein der Ort schien, es gab immer jemanden, der eine Pho, also Nudelsuppe, am Straßenrand anbot. Immer ein paar kleine, bunte Hocker davor, eine Plane darüber oder Palme und fertig.
In fast alles Orten hat sich das Leben zwischen 6 und 10 Uhr und ab 16 Uhr abgespielt. Die Tageszeiten variieren hier nicht so stark wie bei uns, es ist im Schnitt von 6 bis 17 Uhr hell. Darauf haben sich alle eingestellt. Morgens finden sich viele Menschen in den unzähligen Cafés wieder, um vietnamesischen Kaffee zu trinken. Schwarz trinkt diesen kaum einer. Er ist unbeschreiblich aromatisch und kraftvoll. Am leckersten dadurch aber mit etwas Milch und gesüßt. Buntes Leben auf der Straße beginnt immer ab 18 Uhr. Man merkt, dass die wenigsten, abgesehen von den Großstädtern vielleicht, wie z.B. in Hanoi, ihren Abend allein in ihren Wohnzimmern oder Küchen verbringen. Gesehen haben wir, dass es aufgrund der dauerhaften Wärme so etwas auch kaum gibt. Meist ist alles offen. Nur Abdeckungen nach oben gegen die Sonne und den Regen. Ansonsten meist luftig. Das Leben findet dadurch eher “draußen” statt. Sicher haben wir auch gehobenere Wohngegenden gesehen, wo es offensichtlich klimatisierte Schlafzimmer gab, aber der Wohnbereich ist trotzdem meist offen zur Straße gestaltet und man sieht den Leuten beim Fernsehen zu.
Es ist interessant und spannend wie an allen Orten, die wir in Vietnam gesehen haben, das soziale Miteinander in allen Altersschichten von Jung bis Alt auf den Straßen vor den Häusern stattfand. Immer dann, wenn die Sonne nicht mehr störte. Das funktionierte wohl auch schon for Social Media.
Mit ist klar, dass es auch hier eine große Schere zwischen arm und reicht gibt und das Land für unsere Verhältnisse arm ist. Die Art zu leben und Häuser zu bauen ist meiner Meinung nach trotzdem stark dem Klima und Wetter geschuldet. Es muss ab und zu großen Wassermengen standhalten und regelmäßig für hohe Temperaturen ausgelegt sein, dafür gibt es keine niedrigen Temperaturen. Heizungen sind nicht nötig, dafür muss es schattig und luftig sein.
Trotzdessen, dass den Menschen hier klar ist, dass Europäer, Amerikaner, Japaner oder Australier für ihre Verhältnisse reich sind, spürt man keinen Neid. Ganz im Gegenteil, überall wo wir waren, sind die Menschen freundlich und immer hilfsbereit gewesen. Ich musste mich erstmal davon befreien, dass, wenn mich jemand anspricht, dieser mir nicht immer etwas verkaufen will oder mich übers Ohr hauen will. In einigen Ländern der Welt ist diese Gefahr weit aus größer. Hier ist mir dies nicht einmal passiert oder aufgefallen. An vielen Stellen gab es einen enormes Vertrauen, z.B. wenn wir einen Roller in einem Hinterhof mieten, ohne dass der Vermieter weiß, wo wir wohnen oder wer wir sind. Lediglich 10 € für die zwei Tage bekam er von uns.
Apropos Straße, entweder Roller oder SUV. Lediglich Taxen scheint es in 4 türigen Autos zu geben. Auch gern so klein, dass ich meinen Kopf, trotz Vordersitz, auf meine Knien legen musste. Ansonsten hat jeder einen Roller. Auch die kleinsten. Ab schätzungsweise 13 Jahre wird gefahren. 5 Leute passen problemlos rauf (2 Erwachsenen und 3 Kinder). Babys können immer auf einen selbstgebastelten Kinderstuhl vor dem Lenker postiert werden. Gefahren wird links oder rechts, je nachdem wo der Weg zum Ziel gerade kürzer ist. Nach hinten schaut niemand, egal ob Abbiegen oder Spurwechseln. Der in einen Kreisverkehr Reinfahrende hat Vorfahrt. Wer in eine Straße einbiegt, fährt einfach. Die in der Straße geradeaus Fahrenden lassen automatisch den entsprechenden Platz. Es funktioniert einfach. Es müssen einfach alle in Bewegung bleiben. Auch als Fußgänger. Wenn man die Straße überquert, geht man einfach los. Nicht unbedingt vor einem großen Bus oder LKW. Man muss nur stetig weiter laufen. Die Roller fahren um einen herum. Abrupt stehen bleiben darf man nicht, weder als Fußgänger noch als Rollerfahrer. Wir haben in Dong Ha, eine Brückensperrung aufgrund eines Feuerwehreinsatzes erlebt. Unsere beiden Spuren sind auf die Gegenfahrbahn geleitet worden. Es ist abendlicher Berufsverkehr gewesen. Ich habe noch nie ein so gut funktionierendes Einfädeln erlebt. Kein einziges Mal Stau. Das Einzige, was insbesondere in den Städten sehr anstrengend ist, ist der Verkehr und das Gehupe. Dies ist am anstrengendsten, wenn man zu Fuß unterwegs ist und natürlich für Lea, welche dann auf Höhe der Motoradmotoren läuft. Roller und Hupen erhöhen der Lärm ungemein und ich merke für mich, dass mir dies am meisten zu schaffen macht und es wenig Spaß bereitet bei Wärme und Lärm durch Städte zu spazieren.
Dann habe ich noch einen letzten Absatz zum Essen. Coconutcoffee ist gleich am ersten Tag, ohne dass wir es wussten, unser Liebling für die nächsten 7 Wochen geworden. Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass der vietnamesische Kaffee nur mit viel süßer Milch trinkbar ist und andersherum ein schnöder deutscher Filterkaffee im Coconutcoffee komplett untergehen würde.
Sehr viel Pak Choi und Wasserspinat, als Beilage oder im Reis oder Nudeln, hat mir sehr gefallen. Von Anfang an gab es immer Tofu dazu. Frittiert mit Tomatensoße oder scharf. Ach ja, scharf. Endlich wieder scharf. Nach Jahren der Abstinenz gibt es für mich wieder zu jeder Tageszeit scharfes Essen. Das ging schon zum Frühstück los. Es gibt immer scharfe Soße, immer frische scharfe Chilis. Ich habe mich ein paar Tage langsam rangetastet. Damit ließ sich jedes Baguette (Banh Mi) zum Frühstück, weißer Reis zum Mittag, Sojasauce oder Limettensaft pimpen. Zwei Neuerungen nehme ich mit nach Hause. Dressing aus Limettensaft und Chili und gekochte Aubergine mit etwas Sojasauce. Des Weiteren gab es endlich wieder exotische Früchte. Drachenfrucht, Mango und natürlich Jack Fruit. Letzteres gibt es in Deutschland gar nicht. Die anderen gibt es, aber meist viel, viel kleiner und viel, viel geschmackloser. Besonders Mangos zergehen hier häufig auf der Zunge.
Antje Gedanken
Was mich am meisten fasziniert hat, ist die Natur in Vietnam. Man kann stundenlang mit dem Roller durch die Gegend fahren, Reisfelder genießen und Wasserbüffel beobachten. Dabei fährt man durch kleine Dörfer, in denen das Leben so friedlich und einfach wirkt und die Menschen, vor Allem die Kinder, freundlich grüßen. Gearbeitet wird in erster Linie mit den Händen, was beeindruckend ist. Alles scheint idyllisch und im Einklang mit der Natur. Überall begegnen einem Hühner, Katzen und Hunde. An jeder Ecke sitzt jemand, der frisches Obst, Gemüse oder etwas Zubereitetes verkauft. Kinder spielen unbeschwert auf den Straßen und Feldern. Das kann natürlich auch ein romantisch verklärtes Bild sein, aber so habe ich es empfunden und es hat mich sehr glücklich gemacht. In den Bergen ist das Klima angenehm und man kann den ganzen Tag draußen beim Erkunden von unzähligen Höhlen und Wasserfällen verbringen, Nationalparks besuchen und durch den Dschungel spazieren. Da wird man plötzlich ganz klein und begreift sich als kleines Element der Natur. Der Tourismus nimmt nicht alles ein oder verändert das Umfeld sehr stark, sondern findet parallel zum normalen Leben statt. Meistens war auch an den Hotspots nicht übermäßig viel los und man hatte die Chance, ohne Menschenmassen sein Umfeld zu genießen.
Die Zeit auf Inseln oder generell am Meer war ebenfalls wunderbar. Das Wasser ist warm, die Sonnenuntergänge traumhaft. Das erste Mal Schnorcheln auf Phu Quoc werde ich nie vergessen.
In den Städten ist das anders. Es ist laut und voll, Mororroller soweit man sieht, ein ständiges Hupen, Straßenlärm und Gewusel. Ein Überangebot an Shops, Cafés, Restaurants und Rikschas. Für eine Weile ist das ok, aber es hat uns immer schnell wieder in ruhigere Gegenden gezogen. Trotzdem sind besonders diese Gegensätze das, was einen permanent erfüllt. Es gibt gar keine Chance sich zu langweilen. Man geht einfach los und wird etwas Neues entdecken. Lea hat fast immer gut mitgemacht, auch wenn lange Spaziergänge besonders durch die Städte nur mit Motivationseis zu machen waren. Das hat in der Natur besser geklappt, dort wo man klettern und sich frei bewegen kann, wo man nicht auf den Straßenverkehr achten muss und man sich während des Gehens auch noch unterhalten kann.
Das Essen war genau mein Ding. Unmengen frisches Obst und Gemüse, Reis und Nudeln. Vegetarisch zu essen war nie ein Problem. Es wird eh extrem viel Gemüse gegessen. Neu entdeckt haben ich den Hotpot oder auch den Bananenblütensalat. Coconutcoffee wurde schnell mein Favorit. Vielleicht lässt dich davon etwas nach Deutschland mitnehmen. Riesige Drachenfrüchte und Mangos, Unmengen Wasserspinat und anderes Grünzeug wird mir in Erinnerung bleiben.
Genauso wie die Menschen. Immer wird gelächelt und gegrüßt. Wird Service angeboten, ist es ok, freundlich zu verneinen und niemand drängt sich auf. Es war durchweg lieb und herzlich. Das wird mir fehlen.
Lea’s Eindrücke
Die Maschinchen sind immer sehr laut gewesen und die Menschen in den Städten auch, deswegen fand ich es in den Bergen und am Meer besser. Ich fand die Blumen und Tiere toll, besonders Wasserbüffel und Wasserbüffelkacke aber auch die vielen Hunde und Katzen. Ich habe auch viele Fliegen gesehen, die mochte ich nicht so und die Mücken auch nicht. Am besten geschmeckt haben mir die Nudeln, Pommes, Kürbissuppe, Mango und Jack Fruit. Durch die Gegend zu fahren fand ich auch toll. Naja und Kekse. Maschinchen zu fahren hat Spaß gemacht. Einmal auf Cat Ba durfte ich sogar selber am Gashebel drehen. Das war toll. Zug und Bus zu fahren hat auch Spaß gemacht. Entweder habe ich geschlafen oder Hörbücher gehört. Ansonsten sind immer alle sehr nett zu mir gewesen, alle haben mich immer gegrüßt und mir gewunken. Sie haben auch immer „Hey Baby“ gerufen, dabei bin ich doch gar kein Baby mehr. Ab und zu kamen auch andere Kinder zu mir und schenkten mir süßen Reis oder Kekse. Lecker. Ich bin auch durch den Dschungel gelaufen, das war auch toll. Ich bin über riesige Steine gekrakselt und in tiefe, große Höhlen abgestiegen. Am Strand nach Muscheln zu suchen war wunderbar auch wenn ich diese nicht mitnehmen durfte. Viel im Pool toben war auch wunderbar. Ich kann jetzt nämlich schwimmen. Und schnorcheln sowieso, da habe ich Korallen und ganz viele Fische gesehen. Abends durfte ich immer meine Lieblingsserie „Gabby‘s Dollhouse“ schauen. Da wird ganz viel gesungen und gebastelt. Gut, dass ich Papier, Stifte, Schere und Kleber dabei hatte. Ich habe richtige Kunstwerke gebastelt.