Tag 47 – Ein Tag in Phnom Penh

Die Nacht war durchwachsen. Das Bett ist ziemlich hart und draußen auf der Straße war eine Menge los. Gegen 5:00 werde ich von lautem Geschrei, einem Streit o.Ä., geweckt. Direkt gegenüber vom Hotel ist eine Nachtbar, die vor allem Männer anlocken soll. Vielleicht gab es dort Ärger. 6:30 steht Roland auf und ich mache uns Kaffee. Wir setzen uns raus und es ist überraschend kühl und windig. Ich checke meine Mails, denn ich habe gestern Abend noch einen Touranbieter für heute angefragt. Keine Antwort. Gegen 7:30 wird auch Lea wach und wir besprechen, was wir heute tun können. Ich möchte zum Königspalast, der nur ein paar Hundert Meter entfernt ist. Beim Blick auf die Karte mit Lea findet sie noch einen Park in direkter Nachbarschaft, der auch einen Spielplatz hat. Wir haben einen Plan und gehen aufs Dach zum frühstücken. Gegen 10:00 sind wir ausgehfertig. Vor unserem Hotel warten Rikschafahrer, die auf einen Job hoffen. Wir winken ab, denn die paar Meter wollen wir nach dem Gelage gestern zu Fuß gehen.

Auf dem Weg zum Königspalast werden wir immer wieder von Fahrern angesprochen, die uns Touren anbieten. Einer meint, der Königspalast wäre geschlossen, was wir für gelogen halten, denn auch in Bangkok wurde so etwas schon behauptet, um Touren zu verkaufen. Ein Blick auf die Website des Palastes bestätigt den Verdacht und wir laufen weiter zum Eingang. Dort zahlen wir 10 Dollar pro Person und gelangen auf das Gelände. Es gibt einige Gebäude zu sehen, einige darf man betreten, andere sind verschlossen. Für uns ist das total ok, wir sehen genug und machen schöne Bilder. Das Fotografieren innerhalb der Tempel ist aber nicht erlaubt. Am Ausgang ersteht Lea noch ein Souvenier, einen kleinen Plüschelefanten, den sie Kalita tauft.

Nach knapp einer Stunde sind wir fertig und gehen weiter in den nahegelegenen Park, in dem es einen Spielplatz gibt. Eine Mischung aus Metall und Plastik, einiges ist so beschädigt, dass man es nicht nutzen kann. Trotzdem verbringen wir hier eine weitere Stunde, beobachten Lea und viele einheimische Kinder, die meist barfuß sind, beim Spielen. Am Eingang sitzen ein paar Leute, die Getränkedosen zusammendrücken und verpacken. vielleicht gibt es dafür ein bisschen Geld. Am Spielplatz laufen Hühner herum.

Dann geht es ein paar Meter weiter in ein Restaurant. Es gibt Kaffee, Smoothie, Salat, eine Quiche und eine Bowl mit Jackfruit. Lecker und halbwegs günstig. Lea hat noch einen Eisladen entdeckt, in dem wir die größte Kugel Eis essen, die wir je bekommen haben. Vor dem Eisladen parkt eine abenteuerliche Rikscha Marke Eigenbau, die offenbar Benzin verliert. Zeit, über Grab ebenfalls eine zu rufen, die uns zum Dinopark bringt.

Erwachsene zahlen 8 Dollar, Kinder 5. Der Park ist nicht groß, hat aber viele Dinos, die sich sogar bewegen. Viele Besucher gibt es nicht. Lea hat eine Menge Spaß, was auch uns glücklich macht. Es gibt sogar einen Autoscooter und ein Karussell. Auch hier verbringen wir 2 Stunden, machen alberne Fotos und fahren mit der Bimmelbahn.

Danach soll es noch auf einen Jahrmarkt gehen. Dieser ist aber noch komplett leer, also beschließen wir, erstmal ins Hotel zu fahren und abends nochmal wiederzukommen. Eine kleine Pause mit Kaffee tut gut. Abendessen gibt es heute hier, ein Restaurant würde zu lange dauern. Danach buchen wir ein Tuk Tuk zurück zum Jahrmarkt. Und der hat es in sich. Blinkende Lichter, laute Musik, dazwischen Düsen Roller hin und her. Lea begeistert sich sogleich für eine Art Autoscooter. Für 50 Cent kann sie 7 Minuten im Kreis fahren. Das nächste ist ein kleines Karussell ebenfalls für 50 Cent und das dreht sich ewig, bis wir der Dame Bescheid geben, dass es reicht. Die Fahrgeschäfte wiederholen sich und mehrere werden immer von einer Person verwaltet. Die Dauer scheint unendlich oder bis Bescheid gegeben wird, dass es reicht. Was uns auffällt ist, dass erstaunlich junge Menschen die Fahrgeschäfte betreiben. Sicherheit wird kleingeschrieben. Das Kind wird reingesetzt, das Karussell mit einem Leitungsschutzschalter gestartet und dann geht die Betreiberin woanders hin. Das Kind fährt und fährt, bis jemand um Stop bittet. Dann kommt die Betreiberin, schaltet den Leitungsschutzschalter aus und das Kind kann aussteigen. Irgendwann möchte Lea auf einen Mini Freefalltower. Auch hier ist der Betreiber für drei Fahrgeschäfte verantwortlich. Nichts ist abgezäunt. Mit Lea sitzt ein ganz kleines Mädchen in dem Fahrgeschäft, vielleicht zwei Jahre alt. Sie sieht ängstlich aus, aber die Eltern freuen sich und lachen. Befremdlich. Bei einem erneuten Autoscooter passen drei Jungs auf. Vielleicht 13 Jahre alt. Am nächsten Karussell steht ein Mädchen. Auch viel zu jung für diesen Job. Wir sind nach 1,5 h gesättigt von den Blinklichtern und der Lautsz und rufen ein Tuk Tuk, um zum Hotel zu fahren.

Hier sind wir das erste Mal mit Dingen wie Prostitution, Sextourismus und Kinderarbeit konfrontiert. Beim Schreiben sitze ich auf dem Balkon, gegenüber die Bar mit vielen schönen Frauen, die versuchen, Männer in den Laden zu locken und schließlich Erfolg haben. Ich denke viel über Armut, Wohlstand und Freiwilligkeit nach.

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