Tag 13 – Linienbus zum Wasserfall
Wieder treibt es mich vor 5 Uhr morgens aus dem Bett. Diesmal allerdings der Gedanke daran, dass gestern Abend unser Busunternehmen, welches uns morgen nach Ninh Binh fahren sollte, unsere Fahrt storniert hat. Eigentlich wäre das nicht so tragisch, dann nehmen wir halt einen anderen Bus und schauen dann in Hanoi. Allerdings hat Lea übermorgen Geburtstag und auf gar keinen Fall wollen wir diesen Tag im Bus oder in Hanoi verbringen.
Also suche ich am Morgen nach Verbindungen. Da wir in Hanoi umsteigen müssen und wir nun gemerkt haben, dass die Fahrzeiten hier etwas sportlich angegeben und mit einem selbstmörderischen Fahrstil verbunden sind, suche ich lieber gleich nach einem Bus, welcher eher eine Stunde mehr Fahrzeit angibt. Die Anzahl der möglichen Fahrten nach Hanoi sind überschaubar. Fahrten ab Hanoi gibt es bei 12go.asia ca 700. Alles verschiedene Busunternehmen mit verschiedenen Start- und Zielpunkten in den Orten. Noch dazu die Frage, wieviel Puffer brauchen wir in Hanoi, falls der Bus im Stau steht. Da mir hier jegliche Erfahrung fehlt, schreibe ich dem Transporteur, welcher uns bereits nach Cao Bang gebracht hat und Frage den, ob er mir etwas empfehlen kann. Mal sehen, wann er sich meldet . . .
In der Zwischenzeit ist es 5:45 und die Musik durch die kommunistischen Lautsprecher auf der Straße startet, Punkt 6 startet Gequatsche. Wer weiß, womit die Leute hier Sonntagmorgens motiviert werden. Währenddessen widme ich mich noch schnell den Schiff- und Busverbindungen, sowie den Hotels und Kambodscha. Das geht schnell. Wenigstens ein Erfolgserlebnis am Morgen. Nun ist in Kambodscha von Einreise bis Ausreise alles fest geplant.
Kurz nach 6 Uhr wird Antje wach und hat wieder Hunmeln im Hintern. Sie will um 7 beim Essen sein und um 9 an der Bushaltestelle, um zum Wasserfall an der chinesischen Grenze zu fahren. Mal sehen, was Leas Plan vom heutigen Morgen ist. Noch schläft sie.
Alles läuft nach Plan. Lea wird mit Musik geweckt und wir sind kurz nach 7 Uhr beim Frühstücken.
Ich habe heute Morgen im Zimmer keinen Kaffee getrunken, da wir nur 3in1 (sehr viel Zucker, Milch, Kaffee) Pulver haben. Im Frühstücksraum gibt es den für mich nicht trinkbaren Kaffee. Ich habe es gestern Morgen und vorgestern Nachmittag probiert. Ich und der Kaffee hier werden keine Freunde. Pur kann ich den nicht trinken. Er ist unwahrscheinlich kräftig. Er ist nicht bitter, sondern schon aromatisch, aber der Löffel steht förmlich in Glas. Der Kaffee wurde die letzten Male frisch gebrüht. Erst das Pulver kurz quellen lassen und dann langsam manuell durchtropfen lassen. Ein Espresso ist nichts gegen das hier. Die Vietnamesen trinken diesen Kaffee auch selten pur, immer mit sehr viel Milch, Zucker und Kondensmilch. Die Kondensmilch hatte die Konsistenz von Butter mit Zucker. Ich konnte sie kaum aus der Kanne gießen, so fest ist sie gewesen. Die Einheimischen gießen die Milch-Zucker Menge zusammen und dann einen Schluck dieses Kaffees für das Aroma obendrauf. Leider mag ich gesüßten Kaffee nicht so gern und Butter oder Kondensmilch auch nicht.
Bei dieser durchaus gelebten Kaffeekultur ist es mir fast peinlich, einen normalen schwarzen Kaffee zu bestellen. Die einzige Möglichkeit dies im Ausland verständlich zu machen ist einen Americano zu bestellen. Das ist für mich eigentlich weit weg von leckerem Kaffee. Aber was willste machen, wenn der einheimische Kaffee in purer Form zum Herzrasen gefolgt vom Stillstand führt.
Kurz nach 8 Uhr sind wir wieder im Zimmer. Antjes Plan steht noch. 9 Uhr am Bus. Lea trödelt ein bisschen rum. Ich erkläre ihr, dass es zwei Dinge gibt bei denen Mama schlechte Laune bekommt. Erstens, wenn wir ihren Zeitplan durcheinander bringen und zweitens, wenn sie Hunger hat und wir das Essen fassen verzögern. Lea meint: „Dann wird sie knatschig“ und zieht sich umgehend an.
Kurz vor 9 Uhr stehen wir an der Straße. Eine Bushaltestelle gibt es nicht, nur einen Google Maps Eintrag. Die kleinen Linienbusse halten hier einfach an. Nach welchem Prinzip, erschließt sich uns nicht. Wir wissen, dass er alle halbe Stunde fahren soll. Interessanterweise kommt nach 5 Minuten einer, wo unser Zielort an der Front steht. Der Kassierer im Bus bestätigt, dass er zu „Waterfall“ fährt. Alles gut. Los geht es in die Berge. Die Fahrt wird gute 2 h dauern.
Der Bus hält ab und an. Nach welchem Muster, erkenne ich auch während der Fahrt nicht. Der Bus ist nebenbei auch Postauto. Verschiedene Pakete werden von Außenstehenden dem Bus mitgegeben und irgendwann lädt der, der auch für die Tickets zuständig ist, diese wieder aus. Ob dies offiziell ist oder ein Nebenverdienst der beiden, ist nicht ganz klar.
Während der Busfahrt schreibe ich weiter mit meinem Kontakt in Hanoi für unseren Transport morgen. Es dauerte eine halbe Stunde, dann hatte er verstanden, dass ich morgen fahren will, von hier nach Hanoi und dann nach Ninh Binh. Noch eine halbe Stunde später habe ich die vom ihm vorgeschlagenen Verbindungen gebucht und bezahlt. Dann wird wohl morgen alles gut gehen. Geht wieder früh los. Dafür sind wir vor dem Abendessen da.
Nach einer kleinen Pause des Busses, weil es Unstimmigkeiten bei einer der Paketzustellungen gibt, geht es weiter. Offensichtlich muss wohl ein Nachweis über die Identität des Abholenden erbracht werden. Der fahrende Postlinienbus ist doch professioneller, als er wirkt. Kurz nach 11 Uhr kommen wir am Wasserfall an der chinesischen Grenze an. Zeit was zu Essen, denke ich. Ein Lokal oder Streetfood gibt es auf den ersten Blick nicht. Warme Maronen gibt es. Also nehmen wir davon eine Tüte.
Mittlerweile scheint wieder ordentlich die Sonne. Es sind locker 30 Grad. Genau das richtige Wetter für einen Spaziergang an einem Wasserfall.
Unten am Fluss stehen mehrere weiße Pferde, die Lea natürlich sofort wieder begeistern. Sie ist im Bibi und Tina Pferdefieber. Die Pferde sind geschmückt und gesattelt und zunächst denken wir, dass man hier reiten kann. Dann beobachten wir aber, wie Leute auf die Pferde steigen. Die armen Tiere stehen stundenlang bewegungslos in der Sonne, um Fotos mit Leuten zu machen.
Der Fluss stellt die Grenze zwischen Vietnam und China dar. Auf der anderen Seite des Flusses erheben sich mehrere Berge, welche von den Chinesen scheinbar mit vielen Wegen und Aussichplattformen vollgebaut worden sind. Auf der vietnamesischen Seite ist es eher flaches Land. Auf der anderen Flussseite sind bedeutend mehr Touristen unterwegs, was uns natürlich zu Gute kommt. Wir halten ein bisschen unsere Füße in den Fluss und genießen die Landschaft und das Rauschen des Wasserfalls. Ein paar Stunden lässt es sich hier verweilen. Schade, dass es in der schönen Umgebung keinen Kaffee, nichts zu Essen oder Eis gibt. Letzteres gibt es nur wieder am Parkplatz, sodass wir erst dort eines essen. In der Sonne am Fluss wäre schöner gewesen.
Kurz darauf setzen wir uns wieder in den Bus und fahren wieder nach Cao Bang. Wir wollen noch Obst kaufen, damit wir morgen etwas für unser Müsli to go haben und vielleicht etwas für unterwegs. Vielleicht kommen wir drum rum in Hanois old town morgen überteuertes und schlechtes Essen zu kaufen.
Zum Abendessen gehen wir noch zu einem vegetarischen lokalen Restaurant und lassen Cao Bang am Fluss ausklingen.