Tag 84 – Wildlife Friends Foundation Thailand
Heute besuchen wir einen Ort, auf den ich mich seit Beginn unserer Reise freue. Wir besuchen ein Rescue Center in der Nähe von Cha Am. Das ist auch der Hauptgrund, warum wir ein paar Tage hier in Hua Hin verbringen. Den Termin habe ich vor ein paar Wochen schon gemacht. Wir lieben Tiere, aber die Angebote an Zoos oder Elefantencamps wollen wir nicht nutzen, da es hier in erster Linie um die Ausbeutung von Tieren für den Tourismus geht. Um trotzdem Tiere sehen zu können, habe ich recherchiert und schon letztes Jahr die Wildlife Friends Foundation gefunden. Die scheinen ein wahres Interesse an dem Wohl von Tieren zu haben und nehmen Tiere aus, die alt, verletzt oder aus Gefangenschaft gerettet worden sind. Zwischen 8:00 und 8:45 sollen wir abgeholt werden. Wir stehen um 8:00 am Haupteingang der Wohnanlage und warten. Wir bewundern die bunten Blumen am Straßenrand und spielen verstecken.
Wie erwartet werden wir erst 8:50 abgeholt. Im Bus sitzen bereits 5 weitere Personen, die vor uns abgeholt wurden. 45 Minuten später erreichen wir das Rescue Center und betreten einen großen und offenen Bereich mit Bar und Tischen. Daran angeschlossen ist eine Terrasse, von der aus man ohne Zaun in ein riesiges Freigehege schaut, in dem mehrere Elefanten spazieren gehen. In der Mitte des Geheges gibt es eine Insel mit Bäumen und Kletterseilen, auf denen Gibbons hin und her springen. Einzig die große Anzahl an Menschen trübt den ersten Eindruck ein wenig. Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele Besucher auf einmal hier sein werden.
Um 10:00 startet die Tour in zwei Gruppen. Jeweils 30 Leute quetschen sich in einen offenen Bus und werden zum ersten Teil gefahren, der ab 2001 der Beginn des Centers war. Startpunkt ist ein Elefantengehege, in dem eine alte Dame allein lebt, weil sie sich mit den anderen Tieren unwohl fühlt. Um uns herum laufen mehrere Hunde und es gibt viele Hühner und Hähne. Unsere Guidin Edda erzählt etwas zur Geschichte des Centers und vom eigenen Hospital, in dem abends auch Einheimische ihre Tiere kostenlos behandeln lassen können. Sie berichtet von Sterilisierungsmaßnahmen von Straßenhunden, um die Population einzudämmen, da es viel zu viele Hunde und Katzen hier in Thailand gibt, die niemandem gehören. Und natürlich von der medizinischen Versorgung der 800 Tiere, die es hier inzwischen gibt. Dann gibt es Informationen zur Herkunft und Nutzung von Elefanten hier in Thailand als Arbeitselefanten in der Holzindustrie oder in der Tourismusindustrie, wo sie für den Spaß von Touristen ausgebeutet werden, viel zu viel Gewicht auf ihren Rücken tragen und dadurch deformierte Wirbelsäulen haben. Beliebt ist auch das Baden mit Elefanten oder das Abschrubben, was absolut widernatürlich ist, da die Sand- oder Schlammschicht die Tiere vor der Sonne schützt. Damit die Tiere das mit sich machen lassen, ohne Menschen zu verletzen, werden sie bereits mit 1 Jahr von ihrer Mutter getrennt, die dann neu befruchtet und das nächste Kalb gebären kann. Das Baby, das eigentlich mindestens 5-7 Jahre auf seine Mutter angewiesen ist, wird nun gern von Touristen mit der Flasche gefüttert und nebenbei darauf trainiert, zu gehorchen. Dafür werden neben dem bekannten Haken auch Feuer oder Elektroschocks eingesetzt.
Es geht weiter in einen Bereich, in dem vor allem Affen untergebracht sind, Makaken und Gibbons, die oft als Babies auf dem Wildtiermarkt als Haustiere oder für Fotos mit Touristen gekauft werden und wenn sie dann zu groß und wild werden, werden sie ausgesetzt oder abgegeben. Auch ehemalige Kokosnussaffen sind hier untergebracht, die darauf trainiert sind, Kokosnusspalmen zu erklimmen und die Nüsse zu ernten. Wenn sie nicht arbeiten, sind sie in kleinen Käfigen eingesperrt. Edda erzählt von einem Programm, um mit den örtlichen Bauern in Kommunikation zu treten und nach Alternativen für die Ernte zu suchen. Die Geschichten sind mir nicht neu, trotzdem macht es traurig, die Tiere zu sehen, denen so viel Leid zugestoßen ist. Ziel ist es, die Tiere, die in Thailand heimisch sind, wieder in die Freiheit zu entlassen, aber die Quote ist aufgrund von bleibenden Schäden, Verletzungen oder zu langer Gefangenschaft nicht allzu hoch. Hinzu kommen bürokratische Hürden.
In diesem Bereich gibt es weitere Gehege mit unterschiedlichen Tieren, die eigentlich nicht nach Thailand gehören. Große Leguane aus Südamerika, oder Schildkröten aus Afrika, die ebenfalls als Haustiere gehalten wurden, aber nicht in die Natur entlassen werden dürfen.
Weiter geht es zu den Bären. Auch hier gibt es traurige Geschichten von Tanzbären, Bärenfarmen, in denen Blut und Gallenflüssigkeit von Bären in winzigen Käfigen „gewonnen“ werden, um Potenz- oder Heilmittel für z.B. traditionelle chinesische Medizin herzustellen.
Wir haben uns eine Pause verdient, fahren zurück zum Eingang und setzen uns zum Mittagessen. Danach geht es wieder in den Bus, um weiter große Elefantengehege zu besuchen. In dem Center gibt es 22 weibliche und einen männlichen Elefanten, der separat gehalten werden muss. Einige von ihnen bekommen wir zu Gesicht. Weitere Gehege mit Makaken und Gibbons schließen sich an.
Diese Dame wurde von einem Mann gehalten. Sie haben alles zusammen gemacht und sie durfte sogar mit im Bett schlafen. Als sie älter wurde, begann sie die weiblichen Mitglieder der Familie aus Eifersucht anzugreifen und musste schließlich abgegeben werden. Auch jetzt mag sie Frauen nicht und fängt sehr laut zu rufen an, als wir mit dem Bus bei ihr halten.
Loris, Otter, Nashornvögel und viele weitere Tiere und deren Geschichten folgen. Wir erreichen eine kleine Insel, auf der ein Schimpanse sitzt. Edda erzählt, dass dieser 32 Jahre von einem Lehrer in einem kleinen Käfig in der Grundschule gehalten wurde, um den Kindern Tierschutz nahe zu bringen. Der Schimpanse wurde von den Kindern geliebt und täglich mit Süßigkeiten gefüttert, bis er während der Pandemie wegen Schließung der Schule schließlich abgegeben wurde.
Die letzte Station ist das Großkatzenzentrum, in dem einige Tiger aus dem Zoo in Phuket untergebracht sind. Vor einigen Wochen kamen 10 Tiger und 3 Leoparden aus einer Farm an der Grenze zu Laos hinzu. Diese werden immer wieder geschwängert, um süße Babies zu produzieren, die dann illegal an Zoos oder Privatpersonen verkauft werden oder auch gern in der Tourismusindustrie benutzt werden. Hier können Touristen dann kleine Tigerbabies mit der Flasche füttern und schöne Fotos machen, bis sie dann zu groß sind und neue Babies her müssen. Erschreckend ist, dass es mehr Tiger in Gefangenschaft als in Freiheit gibt.
Das Gelände und die Gehege sind riesig. Es gibt viele Mitarbeiter, die sich um die Tiere kümmern. Überall entstehen neue Gehege, um weitere Tiere aufzunehmen. Um das alles zu finanzieren, sind sie auf Spenden angewiesen. Leider reichen die nicht aus, weshalb eben große Gruppen mit Besuchern durch die Anlage geführt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit hier zu übernachten und es gibt ein Volunteer Programm, was zum Einen Arbeitskräfte generiert und zum Anderen weiters Geld in die Kassen spült. Mir wird klar, welche Kompromisse man eingehen muss, um so viele Tiere aufzunehmen und zu verpflegen. Ohne Touristen und freiwillige Helfer funktioniert das nicht. Es ist ein schöner Ort, an dem traumatisierte Tiere ein neues und schöneres Zuhause finden und an dem wertvolle Arbeit geleistet wird.
15:30 ist die Tour beendet und wir werden zu unserer Unterkunft gebracht. Wir bestellen Essen und lassen den Abend ruhig ausklingen.